YouTube außer Kontrolle – Zensur rückt näher

Der YouTube-Algorithmus goes wild und blinde Mainstream-YouTuber brechen plötzlich angesichts einer absehbaren und angekündigten Entwicklung in Krokodilstränen aus, weil es jetzt auch an ihre Videos und Brieftaschen geht. Ein bittersüßes Schauspiel.

Der YouTube-Algorithmus goes wild und blinde Mainstream-YouTuber brechen plötzlich angesichts einer absehbaren und angekündigten Entwicklung in Krokodilstränen aus, weil es jetzt auch an ihre Videos und Brieftaschen geht. Ein bittersüßes Schauspiel.

Mit einer gewissen Befriedigung stellt man fest, dass auch die große bisher dem Themen sehr arrogant gegenüber stehende YouTuber-Öffentlichkeit langsam eines gewichtigen Themas annimmt. Außerhalb des recht überschaubaren Kreises ernsthafter politischer Videos und Auseinandersetzungen (ausgenommen sind also hier seichte Action-News-Formate und dürfen die Betreiber noch so häufig belanglose Interviews mit der Kanzlerin führen) wird man sich so langsam bewusst, in welche Richtung YouTube dreht. Einerseits schärft der derzeit außer Kontrolle gerate Algorithmus wohl das Bewusstsein für die Problematik maschinenbasierender Löschungen und Sperrungen ohne menschliche Einzelfallprüfung. Und die Demonetarisierungskampagne erlaubt Blicke darin was passiert, wenn Inhalte auf YouTube nach ideologischen oder geschäftlichen Ansprüchen (in diesem Fall einer vermeintlicher Werbekundenfreundlichkeit) gefiltert werden. Etwas das sich beliebig ausweiten ließe, wenn andere Kriterien zum Zuge kommen. Seien es Kriterien der Politik in Form ominöser Hassrede-Gesetze oder Anweisungen, die von der Konzernleitung selbst kommen.

In Amerika ist ein Twitter artverwandtes Shadowban-System auch für YouTube im Gespräch und schon im Test. Man wird nicht löschen, man wird Content schwer oder gar nicht mehr auffindbar machen. Dem Vorwurf der Zensur mag man damit vielleicht rechtlich aus dem Weg gehen. Faktisch ist sie im Kommen.

Und die Einschläge kommen näher und sensibilisieren die breite Menge der Content-Creatoren. Wünschenswert wäre gewesen, dass die Leute aus ihrer unpolitischen Bräsigkeit aufgewacht wären, bevor die fetten Geschütze in Stellung gehen. Aber natürlich brauchte es erst Löschungen und Anschläge auf die Brieftasche um Kommentatoren wie Gronkh oder iBlali mal zu einem Aufhorchen zu bewegen. Gerade der nach eigener Aussage politisch unkorrekte Gronkh hätte sich längst Gedanken darüber machen sollen, dass kein Wort illegal ist. Eine gewisse Schadenfreude, kann ich nicht von mir weisen, wenn jetzt reihenweise Videos entmonetarisiert oder gar gelöscht werden.

Die tiefste Befriedung in Kombination mit gleichzeitig herablächelnder Verachtung, erfasste mich – und ich schäme mich dieser niederen Gefühle an dieser Stelle nicht – als LeFloid selbst ein Video, in dem er sich kritisch mit Erdogan auseinandersetzte, gelöscht wurde. Für den guten LePopulist eine unerhörte Geschichte, das es seit Monaten anderen, weniger großen und vermögendenden YouTubern nichts anders ging, insbesondere, wenn diese im Rahmen von kontroversen Themen die Meinungsfreiheit ausschöpften, fiel dem selbstgerechten Herren natürlich auch zu keiner Zeit ein. Dem feinen Herrn Newstime (Blogger bzgl. allem was auf YouTube vermeintlich relevant ist) hatte für LeFloid sehr viel Mitleid übrig, während auch er ideologische Säuberungen andererorts auf der Plattform nicht nur nicht zur Kenntnis nahm, sondern sie auch rechtfertigte. Wie LeFloid auch. Meine tiefe Befriedigung ergibt sich nämlich auch daraus, dass sich jener jetzt selbst von Löschungen betroffene YouTube hingestellt und seinen LeuMundt in den Dienst der Anti-Hatespeech-Kampagne #nichtegal gestellt hatte.

lepopulist_videoloeschung
So schaut ein #nichtegal-YouTuber aus, der feststellt, wie es sich anfühlt, wenn auch das eigene Video aus absurden Gründen gelöscht wird.

Unter dem Deckmantel der Bekämpfung von Hassrede ist die Amadeu Antonio Stiftung unter Führung der Ex-Stasi IM Anetta Kahane privilegierte Partnerin von YouTube dabei sogenannte Hassrede zu definieren, zu identifizieren und dank eines Melde- und Spitzelsystems, das an allen Ecken und Enden zum Missbrauch einlädt, zu entfernen. Löschungen, Sperrungen, Meldungen mit vorgeschobenen oder falschen Vorwürfen gibt es zuhauf. Kanäle werden vornehmlich wegen falscher politischer Ansichten oder einer kontroversen Ausdrucksweise terminiert zumindest wird dies versucht. Kurzum Hassrede als Vorwand zur Beschneidung der Meinungsfreiheit und zur ideologischen Säuberung der Plattform. Es ist daher eine bittersüße Ironie, dass diejenigen, die sich selbst mit ihrem Namen für diese Stasi-Kampagne hergegeben haben, nun selbst von dem eigenen Sturm erfasst werden, den sie selbst gesät haben.

Ob dies allerdings bei LeFloid und Co. im Bezug auf die Toleranz auch kontroverser oder abweichender bzw. abseitiger Meinungen selbstreflektiv beitragen wird? Ich bezweifle es, aber erfreue mich daran, wie sie jetzt selbst ins Zappeln geraten und nun selbst ins selbstgerechte Kritteln an einer Entwicklung kommen, die sie längst hätten erkenen müssen, bekämpfen können und bekämpfen hätten sollen, wo es an ihre eigenen Pfründen geht.