Anmerkung zu Corona VI: ZDF Demo-Framing

Ein Screenshot soll eine vorgeplante negative Berichterstattung des ZDF über die Anti-Corona-Maßnahmen-Demo zeigen. Hinter der Aufregung über diesen Pseudo-Skandal verschwindet aber das eigentliche Framing.

Ein Screenshot soll eine vorgeplante negative Berichterstattung des ZDF über die Anti-Corona-Maßnahmen-Demo zeigen. Hinter der Aufregung über diesen Pseudo-Skandal verschwindet aber das eigentliche Framing.

Ein kleines Kuriosum zur Nacht. Mir wurde ein Link zu Danisch zugeschickt offenbar hat ein vom ZDF im Internet veröffentlichter Artikel die Kreise der Corona-Maßnahmen-Gegner aufgestört. Das verwundert nicht, denn schließlich wurde geradezu in letzter Minute das von Andreas Geisel totalitär verhängte Verbot der geplanten Anti-Corona-Maßnahmen-Demonstration am 29.08.2020 noch gekippt. Der Vorgang hatte die Gemüter ziemlich erhitzt aber auch zu einfallsreichen Umgehungen geführt, wie der Anmeldung tausender Klein-Demonstrationen. Die Nerven jedoch liegen blank und die Öffentlich-Rechtlichen Medien, die wieder einmal ihrer journalistischen und kritischen Funktion nicht adäquat nachkamen, gießen im Konflikt um die Corona-Maßnahmen schon seit Wochen Öl ins Feuer. Daher überrascht nicht, dass jede Regung des ÖR im Hinblick auf die kommende Großdemonstration besonders kritisch in Augenschein genommen wird.

Was war nun also passiert? Es erschien ein Artikel auf der Seite des ZDF, der überschrieben ist mit „Gewalt bei Corona-Demos“ und „Wenn Polizisten absichtlich angehustet werden“. Anlass für den Unmut bot das Datum des Artikels, denn das lautete auf den 29.08.2020. Im Lager der Demogänger sorgte das durchaus für Missfallen, denn scheinbar schien das ZDF schon vom genauen Ablauf von Ereignissen Kenntnis zu haben, bevor diese überhaupt passierten. Inzwischen hatte das ZDF das Datum auf den 28.08.2020 geändert. Es gibt hier grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Der Artikel war tatsächlich für den morgigen Tag geplant und wurde nur versehentlich direkt veröffentlicht, statt nur gespeichert oder aber er sollte noch heute erscheinen und der 29.08. ist einfach nur ein Tippfehler, der korrigiert wurde.

Mir wurde die ganze Angelegenheit ehrlich gesagt nur zugänglich, weil ein Bekannter mir einen Artikel von Danisch dazu geschickt hatte. Dieser vermutete erst einen Fake, korrigierte dies aber in einem zweiten Beitrag, da inzwischen ein Wayback Machine Link aufgetaucht war, der bestätigte, dass der Artikel zunächst mit anderem Datum erschien.

Danisch sagt zurecht:

„Da der Artikel aber keinerlei konkreten Bezug zur Demo von morgen hat, ergäbe das nicht viel Sinn, den heute schon mit einem Datum von morgen für morgen vorzubereiten.“

Der Artikel selbst hat zwar Bezug zu Demonstrationen generell und insbesondere durch die Überschrift und den zweiten Teil des Artikels zu Anti-Corona-Maßnahmen-Demonstrationen im Speziellen, aber er bezieht sich nirgends explizit auf die Großdemonstration am 29.08.2020 und ist auch nicht in Form eines vorweg genommenen Berichtes über diese Demonstration geschrieben. Die schnelle Empörung über Berichterstattungsfälschung, sprich Lügenpresse, geht hier fehl.

Die Sache ist, dass sie so fehlgeht, dass das eigentlich Perfide hier völlig aus dem Blick gerät. Wobei perfide hier relativ zu sehen ist, denn dies hier ist nur ein aktuelles Beispiel für das übliche Prozedere bei der medialen Bearbeitung von Demonstrationen unbequemer Aktivbürger.

Hier findet zweierlei statt. Zunächst geht es um die Anti-Maßnahmen-Großdemo.

Letztlich ist der Artikel trotz des allgemein gehaltenen Themas stark auf entsprechende Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen hingeschrieben und das mit einer deutlich negativen Note. Der Artikel beschreibt eine angeblich zunehmende Gewaltbereitschaft bei Demonstrationen und leitet nach einem entsprechenden Überbau verschiedener gewalttätiger Akteursgruppen Hooligans und 1. Mai-Demogängern zu Corona über. Corona-Maßnahmengegner werden also erst einmal in die Nähe dieser Personenkreise gerückt, während das schlimmste im Raum stehende Eskalationspotenzial hier das Anhusten von Polizisten ist. Die ganze Sache wird überdramatisiert, da es ja der Witz der meisten Demogänger ist, Corona für eine harmlose Sache zu halten und sich über diejenigen mit panischer Angst lustig zu machen, zum Beispiel in dem man sie anhustet. Für eine Körperverletzung müssten betreffende Huster wissentlich krank sein und das Anstecken beabsichtigt. Aber lassen wir die Logik beiseite.

Die deutliche Absicht ist es natürlich als Corona-Maßnahmen-Gegner als Leute darzustellen, die sich nicht an demokratische Gepflogenheiten halten, tendenziell gewaltbereit und gefährlich sind und das in dem man Polizisten, die doch einiges Ansehen in der Bevölkerung genießen (wenn sie vom ÖR nicht gerade des Rassismus bezichtigt werden) als Opfergruppe aufbaut, nicht etwa weil einem soviel an der alten, weißen und rassistischen Staatsmacht in Uniform gelegen wäre, sondern weil man sie hier wunderbar zum Ausspielen gegen die verhassten Demonstranten nutzen kann.

Sehen wir uns jetzt nun noch einmal den zeitlichen Kontext dieser Meldung an und da ist tatsächlich egal, ob der nun tatsächlich schon am 28. erscheinen sollte und das ein Tippfehler war oder er doch für den 29. geplant war. Das von Danisch angemerkte Nichtvorhandensein eines konkreten Bezuges mag den Vorwurf der vorgezogenen Berichterstattung widerlegen, hier ist er jedoch essentiell.

Das erste Mal bemerkte ich ein solches Framing nach der Demonstration der Identitären Bewegung in Berlin. Ich war seinerzeit dabei, um mir anzuschauen, wie die Leute so drauf sind. Die Demo verlief friedlich bis auf einen Ausbruchsversuch der Demoteilnehmer am Schluss. Eine feindselige Stimmung herrschte vor allem von Seiten der umstehenden Gegendemonstrationen sowohl gegen die Demonstrationsteilnehmer an sich, als auch gegen die Polizei, die die Demonstration abschirmte. Man könnte sagen die Presse wahrheitsgemäß als sie von Konflikten und einer „feindseligen Stimmung“ schwadronierte. Eine entscheidende Information wurde jedoch weggelassen, nämlich von wem und in welche Richtung diese Stimmung ausging. Die Folge: Wer nicht bei der Demonstration dabei war, musste nach dem Framing der Identitären als rechtsextremer, gewaltaffiner Gruppierung, sofort davon ausgehen, die Demonstration selbst sei die Quelle von Agressionen, Feindseligkeit und Übergriffen auf die Umstehenden gewesen.

Das Weglassen eines Details wie dem Bezugspunkt, hinterlässt eine Leerstelle, die der Leser – der vorher mit einer Reihe von Assoziationen, dem Frame, gefüttert wurde – dann entsprechend wie gewünscht herstellt. In diesem Fall also sorgt das Erscheinen dieses Artikels, der vorgeblich nur über den Fakt einer angeblich steigenden Gewaltbereitschaft bei politischen Demonstrationen informieren soll, für den gewünschten Frame. Lässt man einen ausdrücklichen Bezugspunkt wie das Erwähnen einer bestimmten Demonstration in der Vergangenheit weg und publiziert diesen Artikel am Vorabend oder am selben Tag einer entsprechenden Demonstration, dann wird die Assoziation auch mit dem Ereignis zusammen gebracht werden. Der Eindruck es sei zu Übergriffen seitens der Demonstrationsteilnehmer auf Polizisten gekommen, stellt sich dann von alleine ein.

Das ist aber nur die konkrete Sache. An zweiter Stelle geht es um Suggestionen gegenüber dem Demonstrationsrecht an sich. Berlins Innensenator Geisel hatte nämlich sehr deutlich gemacht, was für ihn der eigentliche Grund ist, die Demonstration zu verbieten. Die Hygiene war letztlich nur ein vorgeschobener formalrechtlicher Notnagel, der umso unglaubwürdiger wirkt, da die von der SPD einhellig abgefeierte BLM-Großdemo in Berlin nie mit diesem Maßstab gemessen wurde. Geisel hatte nur den Fehler begangen diese Sache tatsächlich so deutlich zum Ausdruck zu bringen, die Maske fallen zu lassen sozusagen. Wer allerdings an den letzten größeren rechten Demos in Berlin teilgenommen hat, dem wird das schon alles zuvor bekannt gewesen sein. Aber für manch einen – wie die Autoren der BILD-Zeitung – braucht es dann doch eben offene Geständnisse.

Dieser Artikel spielt hier in eine Debatte hinein, die zwar demokratisch und verfassungsrechtlich eindeutig sein müsste, schließlich geht es um den Kern der politischen Mitbestimmung und Meinungsbildung, wo seitens der Exekutive und der ihr hörigen Zivilgesellschaft allerdings nach wie vor nach Legitimationen gesucht wird, um diese Rechte auszuhebeln oder zumindest ihre Ausübung zu erschweren. Zumindest dann, wenn es um Demonstrationen geht, die einem politisch nicht opportun sind.
Da ist es eigentlich schon schlimm genug, wenn die Medien ihre Kontrollrechte an sich vernachlässigen und zum Beispiel nicht danach fragen, wie es sein kann, dass Demonstrationen immer häufiger nicht adäquat durchzuführen sind, wenn ein linker Mob das nicht will.
Besonders verwerflich wird es dann aber, wenn man durch Frames, wie sie in diesem Artikel aufgerufen werden, dem Ganzen noch eine Legitimation verliehen werden soll. In einem Klima, wo sich die angeblich Anständigen darüber empören, dass das Gericht ein offenkundig aus politischen Motiven ausgesprochenes Wahrnehmungsverbot eines politischen Grundrechts kippt, ist das letztlich nicht anderes als die Frage aufzuwerfen, ob man bestimmten missliebigen Gruppen nicht besser das Recht ihren politischen Willen in Demonstrationen zum Ausdruck zu bringen überhaupt besser versagen sollte.

Ganz besonders perfide wird es dann, wenn man das mit der angeblich wachsenden Gewalt begründen will, die solche politischen Demonstrationen begleiten und das gerade auf rechte Demonstrationen wie PEGIDA oder regierungskritische Aufläufe wie die Anti-Corona-Maßnahmen-Proteste umlegen will, wo die Gewalt vor allem in Wechselwirkung mit den Gegendemonstrationen entsteht (wie in meinem Beispiel mit der IB-Demo). Auch weil Rechte eben im Gegensatz zu Linken keinen intrinsischen Konflikt mit der Gesellschaft als solcher oder den Polizisten insbesondere auszutragen haben. Anders eben als die Linken oder aus Spaß an der Zerstörung krawallaffine Gruppen. Die Gleichsetzung mit den Demonstrationen des 1. Mai oder Hooligans ist einfach eine Frechheit. Die vergangenen G20-Proteste in Hamburg sind das beste Beispiel dafür, von welchem Gruppen eine intrinsische Gewaltbereitschaft gegen Polizei und gegen die Gesellschaft ausgeht.

Um das zum Abschluss zu bringen: Sucht nicht immer gleich nach den großen Verschwörungen, macht euch lieber die alltäglichen Framings und Manipulationen bewusst, die sonst nur allzu leicht hinter plakativen Pseudo-Skandalen verschwinden.

Berger und Licentia – Windschwache Primadonnengewächse

Das Klima auf Twitter ist rau. Dies ist der Ort wo es in Anlehnung an Sigmar Gabriel „riecht, gelegentlich auch stinkt“ und es anstrengend ist. Jedoch gehört es zum Dasein als Influecner gerade mit kontroversen Meinungen den Druck verschiedener Seiten auszuhalten. Lisa Licentia hat nun den feigen Ausstieg gewählt.

Das Klima auf Twitter ist rau. Dies ist der Ort wo es in Anlehnung an Sigmar Gabriel „riecht, gelegentlich auch stinkt“ und es anstrengend ist. Jedoch gehört es zum Dasein als Influecner gerade mit kontroversen Meinungen den Druck verschiedener Seiten auszuhalten. Lisa Licentia hat nun den feigen Ausstieg gewählt.

Das Drama um die YouTuberin und vormalig rechte Aktivistin „Lisa Licentia“, das sich jetzt schon einige Wochen träge und mühselig durch Twitter und YouTube schleift, hat sich einem ersten großen Höhepunkt angenähert, denn wie jede gescheiterte rechtsaktivistische Existenz ist Lisa nun bei David Berger untergekommen, um ihr Leid über die ihr gegenüber gefallenen Herablassungen zu klagen. Böse Zungen mögen behaupten, dass es nun nicht mehr weit sei zur gut dotierten FUNK-Karriere, womöglich hat man dort noch Bedarf an einer Franziska Schreiber nur diesmal mit femininem Äußeren und Kindern, die so zumindest augenscheinlich deutlicher glaubwürdiger das konservative Feigenblatt geben kann.

Eigentlich hatte man sich darauf verständigt Lisa keine unnötige Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, nach der er es sie auch meiner Beobachtung nach zentral verlangt. Man tritt nicht gerne gegen gefallene Sterne nach, aber manchmal ist eben doch Klartext angebracht, da wir es hier erneut mit einem Fall im Stile David Bergers zu tun haben.

Berger und die intellektuell parfümierten Nazis

Bergers Sturz aus dem Himmel der rechten Primar-Publizistik vollzog sich in einer Auseinandersetzung mit den Autoren des anderen rechten publizistischen Zentrums um Schnellroda. Der Akt ist als eine Kaskade der gegenseitigen Aufschaukelung treffend erklärt. Berger ist ein Rechtsliberaler, weniger ein Konservativer. Seine Betrachtung des anhaltenden Migrationsproblems ist die einer Verletzung des Rechtsstaates und einer Zerstörung der westlich-liberalen Werte durch die unzivilisierten Massen junger Männer, die sie so willentlich wie teils gewalttätig missachten. Es dürfte keine unwesentliche Rolle spielen, dass Berger selbst homosexuell ist (und in der Vergangenheit die katholische Kirche zurecht erfolgreich wegen Diskriminierung zu einer Leibrente verklagt hat, als dies öffentlich wurde), das seine Ablehnung des Islams bestimmt.

Das ist an sich im rechten Lager kein Grundproblem, denn Verbündeter kann man sein, wenn man sich über die Schlagrichtung einig ist, auch wenn die Gründe dafür verschieden sind. Allerdings kann und soll es vorkommen, dass dennoch innere ideologische Diskurse und Streits geführt werden (meist gibt es dazu ja auch Anlässe) und man erwartet ja, dass sie gerade innerhalb des eigenen Lagerbogens souverän ausgehalten werden auch dann, wenn man trotz der Diskussion von seiner Position nicht lassen will.

Das Problem bei Berger jedoch ist eine sehr ungünstige Verknüpfung verschiedener charakterlicher Prägungen: Berger zieht den Rahmen des politischen Maximums hinter seiner eigener Position. Sie ist der Goldstandard (und von ihm so betrachtet der gesunde Menschenverstand) und alles darüber hinausgehende Radikalismus und Extremismus, selbstredend ohne dafür irgendwelche harten und zuverlässigen Kriterien anlegen zu können. Kritik am Liberalismus ist es generell, es sei denn es richtet sich eben gegen die Liberalität dem Islam gegenüber. Seine Intoleranz verschiedene rechte Weltbilder zwischen sich selbst und dem altrechten Rand (vulgo Neo-Nazis) auszuhalten paart sich mit einer kurzen Hutschnur, was Kritik an seiner Person selbst angeht, die dann immer gleich als grundsätzlich und existenziell aufgefasst wird und eine unheilige Verbindung mit dem von ihm kultivierten Opferkomplex eingeht. Persönliche Kritik an seinem promiskuitiven Lebenswandel oder besser dessen exhibitionistischer Zurschaustellung verbunden mit der Frage, inwiefern Bergers Weltbild damit als authentisch rechts verstanden werden könne, wird somit direkt als fundamentaler Angriff auf seine Person aufgefasst. Die Interpretation: Er dürfe nicht rechts sein oder weiter eskalierend er dürfe als Mensch gar nicht existieren, weil er homosexuell sei, obwohl das weder Teil der Frage noch das aufgemachten Problems war. Gleichwohl kann er damit die eigentliche Sachdebatte ignorieren, sich in Frage seiner Sexualität einen moralischen Highground verschaffen und gegen Kritik immunisieren und seine Kritiker in der Gegenöffentlichkeit dann als Unmenschen an den Pranger stellen.

Wie lief die Sache nun ab? Berger hatte sich in einem Beitrag auf Philosophia Perennis sehr ekstatisch und in blumigen Worten seiner Liebe zum Grundgesetz und unseren westlichen Werten versichert, etwas das dem zu Sticheleien stets aufgelegten Martin Lichtmesz zu einem ironisch-hämischen Twitter-Kommentar brachte, der eigentlich kaum mehr als ein augenzwinkerndes stänkern gedacht war.

Die Kritik an rechten Boomern, wie Berger fällt in solchen Situationen derart aus, dass sie die ideengeschichtliche und ideologische Leerstelle in ihrem Weltbild (weil ihnen Begriffe wie Nation aufgrund eines verinnertlichten Tabus als schmutzig oder illegitim erscheinen) gerne mit Abstrakta wie der freiheitlichen Grundordnung, westlich-liberalen Werten oder dem Grundgesetz füllen, die allerdings zwei wesentliche Probleme aufweisen:

  1. Sie geben dem Staat höchstens Form aber keinen Inhalt und sind deshalb nicht unbedingt angetan dazu einen Zusammenhalt zu stiften schon gar nicht wenn das Problem ethnisch-religiöse Balkanisierung und ethnische Wahl sind und nicht etwa distinguierte Debatten über öffentliche Theaterförderung
  2. Sie sind interpretier- und wandelbar und taugen daher eben nicht als Skelett eines konsistenten Weltbildes. Wer sich heute noch auf Rechtsstaat oder Verfassung beruft, tut das nur mit dem Wissen oder einer Interpretation dessen, die ihm recht gibt. Wie die immer wieder aufkommenden Debatten über Änderungen der Verfassung und unserer Staatsziele zeigen, kann anhand der deutlichen Mehrheit die linke Parteien im Bundestag haben von heute auf morgen ein Bekenntnis zu einer multikulturellen Einwanderungsgesellschaft drin stehen. Wer dann noch den Islam kritisieren will, verhält sich selbst, wenn er nicht gemäß des Diskriminierungsverbotes diskriminieren will, schon verfassungswidrig. Wird jemand wie Berger sich dann noch mit genau solcher Verve zur Verfassung bekennen und nun beginnen jene Auswüchse der Massenmigration, multikulturellen Gesellschaft und Islamisierung zu feiern und zu verteidigen, weil es das von ihm hochgeschätzte Grundgesetzt nun so vorsieht?

Aber wie gesagt es ging um keine Generaldebatte. Es war ein einfacher Kommentar, der dazu gedacht war, sich über diese wiederholte von Berger vorgetragene Stilposse lustig zu machen, so wie man sich über die Manierismen eines Schauspielers lustig machen würden, doch scheinbar schien der Kanal voll zu sein und Berger antwortete mit einer Kernschmelze, in der innerhalb weniger Tweets dahin kam, dass Schnellrodianische Umfeld – sehr zum Befremden mit ihm sympathisierender Leser wie mir – zu intellektuell parfümierten Nazis zu erklären und sich selbst als Maß aller Dinge und Garant der Freiheit und Demokratie des rechten publizistischen Raumes zu inszenieren. Freilich als Heros, der unter großem persönlichen Opfer die Drachen in Schach hält. Zuvor hatte Bergers Sexualität kaum eine Rolle gespielt. Hin und wieder war seine Neigung sich selbst knapp bekleidet und oder in Begleitung mutmaßlicher Liebhaber auf Social Media zu zeigen schon Thema. Etwas, das genauso Thema gewesen wäre, wenn er sich als formell Konservativer, stockhetero mit leicht bekleideten Strandhasen hätte ablichten lassen. Aber nach seinem Ausritt gegen Schnellroda ließen die Mechaniken sozialer Netzwerke nicht auf sich warten. Der selbstproduzierte Shitstorm brach über Berger zusammen.

Wer weiß wie Mobbing in Grundzügen funktioniert wird auch wissen, dass gegen einen Gemobbten alles verwendet wird, sofern es ihn nur richtig triggert und oder herunterzieht. Das folgt ansonsten keiner inneren Logik oder tatsächlichen Überzeugung. In der Schule ist das immer wieder gut zu beobachten. Du kannst etliche Schüler haben die Brille oder Zahnspange tragen, möglicherweise sogar offen homosexuell sind. Es wird erst zu Inhalt des Thema des Mobbings, wenn in einer ins Visier gerät (und sei es weil er angesehenen Mitschülern negativ aufgefallen ist). Seine Brille, seine Zahnspange oder seine Homosexualität werden zum Thema gemacht, während im selben Moment selbst völlig unbehelligt Brillen- und Zahnspangenträger akzeptierter Teil des Mobs sein können. Im Bezug auf das ausgemachte „Opfer“ nimmt man alles, von dem man glaubt, dass es dieser auf die Palme bringt, für das es sich möglicherweise geniert. Und in Bergers Fall war das seine, aber nicht nur, zur Monstranz aufgeblasene Homosexualität, die ordentlich dadurch den Kakao gezogen wurde, in dem sich die Gemeinde auf Twitter lustig über den „konservativen“ Berger machte, in dem sie seine promiskuitiven Strandfotos, die er im übrigen selber online gestellt hatte, durch den Kakao zog.

Dieser reagierte wie ein angestochenes Äffchen und versuchte mit immer irrer und wirrer werdenden Beiträgen seine Gegner als Nazis zu diffamieren und unterstellte der Neuen Rechten sogar wegen eines Festgrußes an polytheistische Neuheiden eine Sehnsucht nach der DDR zu haben. Und man will hinzufügen: Versuche vernünftig mit ihm zu reden, wurden unisono abgeblockt oder ignorant hingenommen, während er sich – zur Bestätigung seiner Opferpose – an jedem Trollkommentar hochzog und aufgeilte, der seine Meinung und Abgrenzung von diesen bösen Nazis nur zu bestätigen schien. Nachdem er sich derart selbst entblößt und lächerlich gemacht hatte, ist die Causa Berger eher etwas über das man peinlich berührt schweigt.

Ob der Vorwurf stimmt, dass Berger versucht hatte, mit dieser exzessiven Abgrenzung und Intoleranz gegenüber dem rechten Spektrum um Verständnis oder Zustimmung des Mainstreams zu buhlen (der bekanntlich zwar den Verrat zum Schaden der Rechten aber eben nicht den Verräter liebt), mag ich nicht beurteilen. Das ein solches Denken aber mit Ausnahme von dann linksgewendeten Kronzeugen wie Franziska Schreiber meist nicht aufgeht, zeigt der Fall Lucke aus dem vergangenen Jahr exemplarisch. Dieser steckt trotz seines Austrittes und deutlichen Abgrenzung zur heutigen AfD in einer Franz von Papen-Rolle fest, die ihm die Linken nie verzeihen werden, es sei denn er wird möglicherweise zum kommunistisch gewendeten Antifaschisten.

Eine bessere Diskussionskultur in der Rechten

Bevor wir zum aktuellen Fall kommen, will ich die Mitte des Beitrages nutzen, um Stilkritik an dem Twittervolk zu üben, dem ich mich weltanschaulich teils verbunden fühle: Wenn ihr bei jeder noch so kleinen ideologischen Abweichung oder kritischen Äußerungen gleich mit voller Wucht losschlägt (nicht viel anders als Berger, der gleich überall intellektuell parfümierte Nazis riechen wollte und selbst keine Toleranz in der Mosaik-Rechten zulässt), wo von euren zum Teil ins Reaktionäre gehenden Weltvorstellungen abgewichen wird, sind die Leute noch weniger angetan dazu eure Argumente oder eure Kritik in irgendeiner Form konstruktiv zu würdigen. Umso mehr zwingt ihr diese Leute dazu den Fehdehandschuh aufzunehmen und zurückzukeilen, wenn sich euch als wildgewordenem Mob zu beugen, bedeuten würde das Gesicht und die Würde zu verlieren. Häufig genug reagiert auch hier eine Kultur der Übertreibung vor und die Angriffe verlagern sich auf eine derart persönliche Ebene, die nichts anderes mehr zulässt, als den Ausstieg zu wählen. Das wir uns nicht falsch verstehen: Widerspruch sollte nicht unterlassen werden und sollte auch immer wieder kommen, wenn scheinbar falsche Positionen aufgemacht oder unnötige oder falsche Distanzierungen vorgenommen werden.

Das Argument „Das müssen die halt aushalten, ansonsten ist es halt deren Sache wenn sie gehen“ trägt nicht, wenn am Ende nur ein kleiner Kreis ekstatisicher Zeloten übrig bleibt, sich die träge Schwungmasse und ihre Influencer aber ins Exil verkrümelt haben. Kein Volksaufstand, keine metapolitische Wende, kein Druck ohne Masse, daher sollte der erste Versuch immer sein, dass man die Leute (freilich nicht unter Aufgabe der eigenen sinnvollen Positionen) durch Verständnis und Debatte in der Phalanx zu halten, statt sie auszustoßen. Hierfür sei jedem Abgrenzer und jedem kantigen Netzaktivisten diese Analyse des Schattenmachers ins Stammbuch geschrieben:

Schattenmacher über Solidarität in der Rechten Phalanx

Setzt natürlich voraus, dass diese Person das selbst auf einer grundlegenden Ebene will, statt sich lieber in maximal moralisch aufgeladene Distanzierungen zu flüchten. Und hier liegt auch schon ein Problem, selbst wenn diese Person nicht zwanghaft aus dem Lager hinaus will – was häufig genug mit dem Einsatz einer höheren Moral verbunden ist, man stellt sich hier schließlich auf eine andere Stufe der moralischen Vollkommenheit als der verkommene Abschaum, von dem man sich scheidet – sobald die Moral ins Spiel kommt, ist es ein Angriff auf die persönliche Integrität der anderen und zugleich ein Maßstab hinter den man selbst nicht zurück kann, um sich nicht selbst unglaubwürdig oder selbst moralisch verkommen zu machen.

Lisa Licentia, die verfolgte Unschuld

Das führt uns nun zum Thema „Lisa Licentia“. Die junge Frau hatte sich – wie schon gesagt – eine gewisse Followerschaft als patriotische Aktivistin erworben, die gegen den linksgrünen Gesellschaftswahnsinn und vor allem den Islam angeredet hat, wobei es ihr dabei auch recht und billig war, sich von dem ihr inzwischen verhassten Martin Sellner shillen und bekannt machen zu lassen. Im Hinblick auf die Themen ist die Parallele zu Berger nur allzu deutlich und das setzte sich auch fort.

Ähnlich wie Berger blieb es bald bei der üblichen Triade aus westlichen Werten, darauf basierender Anti-Islam-Einstellung und einem „boomerischen“ Vulgärpatriotismus. Was den Leuten nun auf Twitter primär fehlte war ein überzeugendes Weltbild und irgendeine Form von intellektuellem Tiefgang (zum Beispiel in Form einer Analyse der Phänome, über die sprach). Und das wurde meiner Einschätzung nach eben unisono wie bei Berger der Hauptgegenstand der Kritik. Insbesondere weil diese weltanschauliche geistige Leere natürlich nicht leer blieb, aber dazu gleich mehr.
Anders als Lisa behauptet, spielten in negativer Hinsicht weder die Tatsache, dass sie eine Frau ist, allereinziehende Mutter ist oder migrantischer Abstammung ist, zu diesem Zeitpunkt irgendeine prominente Rolle. Im Gegentel hatte sie selbst all diese Dinge – als sie ihr noch nützlich waren – offensiv zum Thema gemacht und zur Besonderheit ihrer Person erhoben, als sie eben ihre Karriere im rechten publizistischen Raum als Influencerin begann.

Als Frau war sie in einer primär an Männern übersättigten Szene schon eine besondere Ausnahmegestalt, ähnlich wie andere Aktivistinnen, die deshalb entsprechend hofiert werden, gerade weil man gerne weibliche Stimmen – auch zum Ansprechen einer weiblichen Bevölkerung haben möchte, als auch zu verstehen, was Frauen davon abhält aktiv zu werden. Bei der von Lisa verbreiteten Mär Frauen seien in der Neuen Rechten als Aktivposten unerwünscht und es gäbe patriarchale Strukturen, die sie ja nicht in Machtpositionen sehen wollen, ist unkritische Übernahme eines linken Narrativs, das zudem völlig wirklichkeitswidrig ist. Konservative Frauen spielen seit der Gründung der AfD eine herausgehobene Rolle in dieser rechten Partei und befinden sich auch mit Alice Weidel und Beatrix von Storch in prominenten Positionen. Aktivistinnen werden mit einem gewissen Stolz vorgezeigt und von den größeren Influencern entsprechend auch gefördert. Das Problem von Rechten bei Frauen anzukommen ist vielschichtiger, als das es hier ausführlich Thema sein kann, aber dass sie als Frau angefeindet wird, ist eine blanke Lüge, die durch die viele Unterstützung, die sie zu Beginn erhielt, widerlegt wird.

Ihren Migrationshintergrund benutzte sie, wie viele rechte Influencer, die einen solchen haben, häufig genug gegen linke Kritiker, um sich dem Vorwurf des Rassismus oder der Ausländerfeindlichkeit zu entziehen. Niemand nahm Anstoß daran. YouTuber wie Feroz Khan von achse:ostwest oder Hyperion sind nach wie vor wohlgelittene Gesprächspartner in rechten Kreisen trotz ihres – im Gegensatz zu Lisa – sichtbaren Migrationshintergrundes. Hätte sie das nicht selbst zum Thema gemacht, man würde ihr nicht einmal ansehen, dass sie nicht schon seit Generationen in der brandenburgischen Heide Kartoffeln zu sich nehmen würde.
Zu guter letzt hat sie ihre Kinder stets benutzt, um sich einen konservativen Tusch zu geben und von der in rechten Kreisen verbreiteten Wertschätzung von Müttern und Kinderreichtum zu profitieren. Mutter und Aktivistin macht sich gut auf der Haben-Seite. Allerdings muss man dann auch liefern.

Und genau hieran mangelte es.

Da waren nicht nur der mangelnde Tiefgang und ein fortgesetzter Unwille sich positiv zu einem nicht nur formalstaatlichen (westliche Werte, Grundgesetz wir hatten das schon) Patriotismus zu bekennen sondern es gab innerhalb der letzten Monate zwei große Kracher, die ähnlich wie Bergers „intellektuell parfümierte Nazis“ das Tischtuch endgültig zerrissen.

Zum Ersten hatte Lisa in einem Video die feministische Forderung nach Quoten unterstützt. Die Quotendiskussion ist ein Dauerbrenner in der Auseinandersetzung mit dem Feminismus und schon häufig argumentativ widerlegt worden, da die zugrundeliegende Annahme: Frauen würden bei gleicher oder besser Leistung nicht aufrücken und das zeige sich darin, dass wir keine Parität in Unternehmensvorständen oder Parteien haben, auf falschen Prämissen beruht. Ähnlich wie der Wage-Gap oder Gender-Pay-Gap basiert es auf der falschen Annahme Frauen und Männer seien gleich und deshalb würde sich, wenn es keine diskriminierenden Strukturen gäbe, überall Parität einstellen. Unterschiedliche Neigungen bei der Berufswahl, unterschiedliche Bevorzugung von Vollzeit- oder Teilzeitarbeit, unterschiedlich bevorzugte Karriereoptionen usw. usf. werden hier völlig außer acht gelassen. Auch der Verweis auf den geringen Frauenanteil in der AfD trägt nicht, da hier eben Ursachen wie ein unterschiedliches Bedürfnis danach politisch aktiv zu sein (auch als Politiker) und unterschiedliches Wahlverhalten nicht berücksichtigt werden. Viel mehr wird hier die alte Wassersuppe von den Vorbildfiguren aufgewärmt, die es aber mit der erwähnten Alice Weidel, Beatrix von Storch nicht nur in der Führungsebene gibt sondern auch mit Joana Cotar oder Corinna Miazga auf Twitter und YouTube. Der Doktorant macht zwar schon lange keine Videos mehr, aber seine Videos zu den verschiedenen feministischen Themen sind nach wie vor Stand der Debatte.

Eine Sache, die Lisa aber besonders persönlich nahm waren die Nachteile, die alleinerziehende Mütter haben und denen mit feministischer Quotenarbeit geholfen werden müsse. Nicht wenige, auch nicht-rechte, liberale Kommentatoren sahen hierin wohl auch den persönlichen Versuch sich aus der Verantwortung für eigene Fehlleistungen zu ziehen. Einmal ist die Hoffnung sehr naiv, dass das quotierte Befördern von Karrierefrauen, die in aller Regel eher dazu geneigt sind der Karriere wegen die Familie unterzuordnen, kinderlos zu sein oder sich die Erziehungsarbeit für das einzige späte Kind von teuer bezahlten Nannys abnehmen zu lassen, das Familienklima in Betrieben verbessern würden, zumal es in Führungsverantwortung liegt Kosten zu reduzieren um dadurch Gewinne zu maximieren. Andererseits gerät es hier mit einem gemischt liberal-konservativen Problemfeld zusammen.

Die Liberalen müssen so etwas ablehnen, weil es sich bei dem Zustand alleinerziehend zu sein (und vor allem das zu bleiben) um das Ergebnis von Lebensentscheidungen handelt, für die der einzelne schließlich die Verantwortung tragen muss, bspw. schwanger zu werden und das von einem Partner der nicht trau oder beständig ist (und in Lisas Fall das mehrmals). Da Frauen und Kinder nicht leiden sollen, insbesondere, wenn sie gegen ihren Willen sitzen gelassen werden, erhalten sie bereits staatliche Unterstützung und man kann natürlich darüber reden, dass sie üppiger ausfallen könnte, aber und hier trifft sich der Liberalismus mit konservativer Kritik: Sollte es nicht Aufgabe der Gesellschaft sein ein dysfunktionales Familienmodell (und dysfunktional ist es, wenn es ohne staatliche Stütze nicht lebensfähig wäre) zu stützen oder gar zu propagieren. Eine alleinerziehende Mutter kann daher zweierlei tun: Sich durch diese schwierige Situation durchbeißen und aus ihren Kindern mit harter Arbeit und ganzer Kraft gute Mitglieder der Gesellschaft machen, dafür auf vieles verzichten und unseren Respekt verdienen oder sich eben wieder einen Partner suchen, mit dem sie sich diese Last teilen kann. Der von bösen Kommentarschreibern aufgebrachte Vorwurf, Lisa wende sich dem Feminismus zu, weil sie ihre Beine nicht zusammenhalten oder richtig verhüten könne, aber jetzt die Konsequenzen ihres Handelns nicht tragen wolle, erscheint da zumindest nicht als Vorwurf, der sich allein daran richtet, dass sie Frau, Mutter oder alleinerziehend ist.

Bevor wir zum Umgang mit der darauf folgenden Kritik kommen, will ich noch den zweiten Tischtuchzerschneider vorziehen:

Zum Zweiteren hatte Lisa, da gingen gerade die Bilderstürmereien in den USA so langsam los, ein Video von sich mit ihren Kindern gepostet. An sich keine große Sache eher sogar niedlich und positiv, wären die Kinder nicht gerade dabei öffentlichen Grund mit Kreidemalern zu bearbeiten. Ich gehöre nun auch nicht zur Fraktion sowas dürfe man auf öffentlichen Grund grundsätzlich nicht, zumindest nicht zum Vergnügen, zumal sich das Zeug ja wieder von Gehwegplatten und Straßen wegwäscht, fragwürdig wird es dann wenn man damit Häuser oder wie in diesem Fall ein Denkmal beschmiert. Bei dem Denkmal handelte es sich um Kriegerdenkmal, also eine aus Pietät und Erinnerung an gefallene Soldaten gestiftete Erinnerung. Erfreut nahm Lisa zur Kenntnis wie ihr Nachwuchs die stoischen Steingesichter mit Kreide bekritzelte. Niemand erwartete, dass sie ihre Kinder grün und blau schlug, aber sie hält sie nicht davon ab, erklärt ihnen nicht, welche Bedeutung das Denkmal hat oder zumindest das es sich nicht gehört eine öffentliche Anlage zu beschmieren. Nichts dergleichen und die einfache Wahrheit ist: Lisa ist das völlig gleichgültig und egal. Sie versteht und reflektiert gar nicht, was dort geschieht, weil ihr geistiger Horizont diesen Gedanken gar nicht zulässt.

Anders als von ihr behauptet, hat niemand ihre Kinder angegriffen – vielmehr nur ein weiterer feiger Versuch sich hinter ihren Kindern zu verstecken – sondern sie wurde dafür kritisiert, dass sie eben nicht eingeschritten ist und das Ganze wurde in einen Ruch mit der Antifa gestellt. Das war vielleicht übertrieben, da hier nicht willentlich etwas beschädigt und entwertet wurde, Lisa legt aber eine ähnliche Haltung an den Tag: mir scheiß egal. Auf die absolut berechtigten Fragen, die auch schon nach ihrem Ausflug in die Welt des Feminismus aufkamen, inwiefern sie denn patriotisch oder konservativ sei, hatte sie letztlich keine Antworten und versuchte das Ganze ins Lächerliche zu ziehen. Vergessen wir einfach, dass sie sich selbst als Patriotin mit wertkonservativen Ansichten hatte promoten lassen, ja?

An diesem Maßstab wurde sie nun gemessen und der war ihr sichtlich unangenehm, jetzt wo er ihr nicht mehr nutzte. Also nochmal sie wurde kritisiert, nicht ihre Kinder. Und kritisiert wurde sie, weil sie dabei zusah, wie ihre Kinder ein öffentliches Denkmal beschmierten. Warum ist das nicht patriotisch? Bei einem Patriot erwartet man, dass er Interesse und Respekt vor der Geschichte seines Landes und insbesondere vor Denkmälern und dem was sie repräsentieren aufbringt. In dem Fall war es ein Kriegerdenkmal und damit sogar eine Art kollektiver, öffentlicher Grabstein der Gefallenen und damit noch einmal ein besonderes Monument. Die Kinder das Ding bemalen zu lassen zeugt einfach von mangelndem Respekt oder mangelndem Verständnis für und vor dieser Geschichte.
Aus konservativer Sicht wäre zu kritteln, dass es eben dazu gehört Kindern beizubringen sich gemäß der Situation und des Raumes in dem sie sich befinden zu verhalten. Man schreit nicht im Zug herum, tatscht nicht fremder Leute Sachen an, wirft seinen Müll nicht einfach in die Grünanlagen und vor allem beschmiert man nicht Autos, Häuser oder eben Denkmäler. Das gebietet eine konservativ verstandene Form von Anstand. Auch hier in Lisas Wahrnehmungshorizont ein finsteres Vakuum.

Das wären Dinge gewesen, die man hätte annehmen können oder auf die man hätte eingehen können. Aber nein. Das Ganze war natürlich nur ein weiterer Vorwand um sie – und ihre armen Kinder natürlich – anzugreifen, einfach weil man sie als Frau und Migrantin nicht dabei haben wolle. Könnte man so eine Haltung noch verstehen, bezöge es sich auf die unflätigeren und unversöhnlicheren Reaktionen so zeigte sich schon in der Feminismus-Diskussion, dass sie völlig blind und stur gegenüber entweder Zuspruch oder sachlicher Kritik ist. Die werden gar nicht weiter gewürdigt. Eine Diskussion findet gleich doppelt nicht statt, vielmehr werden diejenigen mit den unflätigsten Trollkommentaren mit Aufmerksamkeit belohnt und dazu gereizt noch eine Schippe drauf zu legen. Das bewusste ignorieren sachlicher Kommunikationsversuche und das hochjazzen von Hate-Kommentaren aller Art folgt klar dem Muster des „Fishing for Hate“. Man sammelt dann letztere Kommentare, um sich als verfolgte Unschuld von Lande auszugeben, zu zeigen, dass es sachliche Kritik gar nicht gäbe und eine Diskussion völlig sinnlos und unmöglich sei.

Wie oben bei Berger schon beschrieben, wurde hier dann das, worauf sich Lisa ja selbst prominent produziert hat, alleinerziehende Mutter, Migrantin, Frau dann eben auch gegen sie verwendet, umso mehr, je offener sie hier wunde Punkte offenbarrte. Der Vorwurf sich ständig von dahergelaufenen Männern schwängern zu lassen, schien ganz offensichtlich tief zu sitzen.
Selten gingen diese Stiche existenziell gegen ihren Lebenswandel oder ihre Person, wie ich zur Mobbing-Mentalität beschrieben hatte, sondern waren nur billiges und greifbares Mittel, um sie fertigzumachen.

Bezeichnend ist, dass ich durchaus in beiden Debatten versucht habe wohlwollend auf Lisa zuzukommen, sachliche Kritik in der Sache mit dem Feminismus zu äußern versucht habe und in der Sache mit den Denkmal zu erklären versucht habe, warum ihr Verhalten wenig konservativ und patriotisch zu nennen gewesen war, einschließliches eines Angebotes ihr den – man schaue auf den Zweck dieses Blogs – den begrifflichen Unterschied zwischen Nationalismus und Patriotismus zu erklären. Wie ich betont habe: ernstgemeint. Immerhin will ich mich selbst an das oben aufgemachte Credo halten und zu versuchen bei innerrechten Streitigkeiten zu vermitteln, statt die Leute aus dem Lager zu treiben.
Ich schickte ihr das als per privater Nachricht, etwas was man kaum übersehen kann, im Gegensatz zu Benachrichtigungen, wo einem schon mal etwas durchrutschen kann. Auf die wenige Tage später geäußerte Frage, warum sie ständig auf irgendwelche Trollkommentare eingehe, aber jeden Verständigungsversuch abblocke, meinte sie dann, das hätte ich nie versucht, nur das Twitter dooferweise mit Screenshot belegbar etwas anderes sagt.
Da mich Lisa nun trotz wohlwollendem Kommunikationsverhalten blockiert hat, kann man wohl klarerweise von einem rein strategischen Verhalten bei ihr reden.

Lisa Licentia geht es nicht darum, dass sie angefeindet wird, sie ist diskussionsunfähig, nicht bereit selbst wohlwollende Kritik anzunehmen und versessen darauf Hasskommentare zu sammeln und sich als Opfer zu inszenieren, um Mitleid zu erheischen und sich in ihrer Abgrenzung zum „rechten Rand“ als mutig und aufrichtig darzustellen. Ich hab meinen Schluss gezogen und betrachte dies als letzte Conclusio und Schlussstrich unter die Causa.

Kurz um: Es war völlig absehbar, dass sie bei David Berger landen würde, der ihr in einem Interview nun weiten Raum eingeräumt hat, ihr schröckliches Martyrium in den Untiefen von Social Media – physisch drohte ihr nie irgendeine Unbill außer von Linksextremen – auszubreiten. Da wir den Ernst hinter uns haben, lassen wir es nun etwas lockerer angehen.

Das unfassbare Leid der Lisa M.

Dabei kann der alte Aufschneider Berger gleich mit der Überschrift „‚In dem Moment hatte ich einfach nur Angst‘: Lisa Licentia wird mit Tod bedroht“ direkt ordentlich Aufmerksamkeit abgreifen. Todesangst! Morddrohungen! Wer muss da nicht gleich nachlesen! Was bei linken Politiker?innen wie Renate Künast klappt, das kann der Herr Doktor doch auch machen. Zahmer geht es dann aber im eigentlichen Beitrag zu:

„DB: ‚Warum ist Lisa Licentia noch am Leben‘ fragt ein User auf Twitter, um sich danach in weiteren Gewaltphantasien gegen die Dich zu ergehen. Was empfindet man, wenn man so etwas liest?“

Ein Posting auf Twitter, das ich im Übrigen gesehen habe. Nicht sonderlich geschmackvoll, aber ein Tweet eben, herausgeblasen in die Weite des Netzes. Ich kann mich gerade gar nicht erinnern, ob sie überhaupt getagged war. Nicht einmal eine unmittelbare Drohung enthält er, keine Handlungsabsicht. Kein handgeschriebener Drohbrief, gerichtet an ihre Privatadresse, mit der Ankündigung ihre Kehle durchzuschneiden oder ihre Kinder zu ersticken. Ja auch keine beigelegten Pistolenkugeln oder Patronenhülsen, die dem ganzen mehr Ernst und Nachdruck verleihen. Da muss sich Lisa nun wirklich etwas mehr anstrengen, sie konkurriert hier schließlich mit PolitikerX, die mit all dem aufwarten können. Anonyme Todesdrohungen erhält schließlich jeder der in der Öffentlichkeit steht, auch Martin Sellner erhält sie ständig oder Leute die Ananas auf Pizzas legen. Und zum Glück sind wir keine telepathisch begabten Affen. Angesichts der vielen Momente, wo ich Menschen (vom Busfahrer bis zum nachlässigen Postboten) schon den Tod gewünscht habe, hätte ich schon ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn die magisch durch mein Denken oder Schreiben tot umgefallen wären.

„Mit Rechtstwitter meine ich Personen, die politisch eigentlich der NPD zuzuordnen sind, sich aber definitiv im AfD- und IB-Spektrum aufhalten. Die folgen dann der Identitären Bewegung, Martin Sellner udn auch AFD-Accounts. Rechtstwitter ist eigentlich nur dafür bekannt. Andersdenkende Personen ( wie ich eine bin) zu beleidigen und zu diffamieren.“

Na na, Lisa. Da sind wir doch im Bereich der Pauschalisierungen, die doch nicht so magst als Menschin der Mitte. Wie wäre es damit, dass Rechtstwitter ein sehr heterogener Haufen ist, der sich aus ernsthaften Aktivsten, auch solchen der streng konservativen Sorte, Stahlhelm-LARPern mit Reconquista Germanica-Hintergrund oder primitiven rechten Trollen – die es im Übrigen lieben wenn ein kleines Naivchen sie so großzügig füttert, wie du es tust, aber hier hatten ja beide Seiten etwas davon – zusammensetzt. Gerade im Hinblick auf letztere beide Gruppen hatte sich ja auch schon der Herr Sellner über diese lustig gemacht, aber dazu kommen wir gleich noch.
Noch diverser wird es dadurch, dass sich in jeder Gruppe neben normalen Durchschnittsleuten natürlich auch zotige Kerle oder kantige Teenager befinden, mit je eigenen Bedürfnissen danach sich darzustellen oder politische Ansichten mit einer gewissen … Intensität zu vertreten. Diese Leute vereint primär, abgesehen von der Haltung mit Twitter ihren Spaß zu haben, ein rechtes Weltbild, entsprechend ist die Zustimmung zu rechten Parteien und Organisationen, die aktiv sind nicht wirklich überraschend. Sind da Neo-Nazis drunter oder zumindest Leute, die hart an der Grenze schrammen? Wahrscheinlich sowie überall. Sind das alles NPDler. Eher nicht. Aber die Nuancen interessieren ja nicht. Wichtig ist, dass sie dich bububöse angegiftet haben. Und weil du eine Migratin und Frau bist. Hatten wir schon.

„Die können sich nicht vorstellen, dass solche Personen die Afd, Martin Sellner etc. genauso toll finden wie sie.“

Doch das können „wir“. Ich schrieb das gerade bereits. Nur können wir dagegen nichts tun, genauso wenig, wie du einen Nazi daran hindern kannst auf einer publikumsoffenen Demonstration mit zu laufen. Vielleicht solltest du statt den Leuten, die es gut mit dir meinen, mal die Leute blocken, die dich tatsächlich nur runtermachen und das vermutlich nur aus Selbstzweck. Du solltest dich eher fragen, ob ein bestimmtes Verhalten verteidigt wurde oder ob dir nicht viel mehr geraten wurde, dich ein wenig mehr abzuhärten und das auszuhalten, was auf einen zukommt, wenn man eben in der Öffentlichkeit steht. Du bist auf eine Corona-Demo und wirst von Antifanten angegangen. Du äußerst feministischen Unsinn und reagierst mit Unterstellungen von Frauenfeindlichkeit wenn Rechte dich nicht dafür feiern sondern sogar kritisieren und erwartest, dass das in einem Umfeld wie Twitter ohne Stress und Untergriffigkeiten abgeht? Gleichsam sollen wir uns für irgendwelche Lelleks rechtfertigen, die dir böse Sachen schreiben, während du aber nicht mal Kritik zu dem akzeptierst, was du selbst von dir gegeben hast?

„DB: Martin Sellner? Unmöglich! Der wirkt doch aber immer so nett und versöhnlich, wenn er auftritt…“

Gar nicht schlecht so zu tun, als habe man nicht schon eine vorgefertigte Meinung über diesen rechtsextremen, intellektuell parfümierten Nazi, was ja auch einer der wesentlichen Gründe ist, warum Lisa hier ihr Leid klagen darf, um das nämlich noch einmal zu bestätigen.

„Seine eigenen Leute haben öffentlich gegen mich gehetzt.“

Nein du hast Unsinn von dir gegeben und wir haben dich auf deine ideologischen Leerstellen und den Unsinn, den du von dir gegeben hast, outgecalled. Ähnlich wie du meinst es jetzt bei Berger tun zu müssen. Aber „seine Leute“ ist natürlich auch eine sehr untergriffige Formulierung.

„Als ich Martin damals per DM fragte, ob er nicht mal etwas sagen könne, damit diese teils widerlichen Beleidigungen aufhören, antwortete er nur: ‚Ich bin doch nicht deren Kindermädchen. Die können schreiben was sie wollen‘.“

Du unterstellst hier eine Führungsmacht, die Martin nicht hat und von der fraglich ist, ob er sie überhaupt haben will, während du sonst ja beklagst, dass man dich mundtot machen will. Ich will nicht sagen, dass Martin hier nicht vielleicht mal hätte mäßigend einwirken können und zu mehr Kommunikationsfähigkeit mahnen, aber faktisch ist es richtig: Das sind größtenteils erwachsene Menschen und er kann ihnen wohl kaum verbieten, wie sie sich zu äußern haben, sofern sie damit nicht die ideologischen Statuten der IB verletzen.
Viel dreister erscheint mir die Erwartung zu sein, dass sich Martin hier wie ein White Knight in die Bresche zu werfen habe, damit du nicht das Echo für das aushalten musst, was du so von dir gibst. Warum soll es dir besser gehen als jedem anderen Aktivisten?

„Ich glaube ganz klar, dass Sellner diese Kommentare unterstützt bzw. gewisse Sympathie dafür hat. Seine eigene Frau wurde damals in internen Whatsapp-Gruppen aufs Schlimmste beleidigt, und er fand das einfach nur total belustigend als ich ihn darauf ansprach: ‚So sind Männer nun mal‘.“

Hier kristallisiert sich das Ganze noch etwas genauer heraus, dass man zusammenfassen könnte mit: „Wenn die Männer die Frauen wirklich behandelten, wie sich Männer untereinander behandelten, würde dem Weibsvolk das große Schlottern kommen“. Lisa du solltest dich mal auf den Gedanken einlassen, dass die goldenen Säle des Patriarchats eher Männerumkleiden gleichen und auch so riechen und dort ebenso gesprochen wird. Aber das mit dem Gleichheitsfehlschluss hatten wir schon: Männer sprechen unter ihresgleichen anders und über andere Themen, weil sie wissen, dass das Gros der Teilnehmer diese Art der Kommunikation „versteht“, insbesondere natürlich in vertrauten Ingroups. Während man in anderen Zusammenhängen (z.B. formell oder öffentlich) eben anders und der Situation angemessen verhält. Das ist auch kein Hexenwerk sondern Grundlage der Kommunikationstheorie. Wenn er sagt: „So reden Männer nun einmal“ ist das eine entwaffnend ehrliche Antwort und heißt nicht, dass er irgendwelche verborgenen Sympathien haben muss.

„DB: Das klingt für mich stark nach Äußerungen, wie wir sie aus dem Umfeld von Schnellroda/ Kubitschek kennen, zu dem ja wiederum Neonazis und IB-ler in enger Verbindung stehen?“

Womit wir von der scheinbaren Offenheit dann auch schon beim Kern der Sache wären, nicht wahr Herr Berger?

„Als ich am nächsten Tag aber wieder angegangen wurde und dies natürlich nicht auf mir sitzen lassen konnte, würdigte mich Kositza selbst einen Tweet, in dem sie mich als nicht intelligent genug abstempel und mich als Borderlinerin bezeichnete. Ja das passiert wenn man nicht nach der Pfeife dieser Leute tanzt…“

Ich kann mich an den Diskussionsverlauf noch erinnern. Frau Kositza hatte zur Ruhe gemahnt und dich gegen die Anfeindungen zum Teil sogar in Schutz genommen. Von dir hingegen kam keine Einsicht, kein Verständnis sondern auch die Kritikerseite hin gerichtet auch nur weitere schnippische Kommentare im Verlauf des nächsten Tages (möglicherweise in Abarbeitung nachgeschobener Diskussionsbeiträge). Natürlich musst du nichts einsehen, wenn du davon nicht überzeugt bist, aber ich persönlich habe von dir rein gar nichts gelesen, dass irgendeine Form von sachlicher Erwiderung auf die Kritik in diesen beiden Fällen gewesen wäre. Nur Kommentare der Art: „Höhö dumme Patrioten“.

Das dir die Leute wie eine gesteuerte Gruppe erscheinen hat vielmehr damit zu tun, dass es sich bei den Schnellrodianern im weitesten Sinne um eine Gruppe mit gleicher ideologischer Grundschlagrichtung handelt: Neue Rechte mit besonderem Augenmerk auf den Großen Austausch und das Meinungsspektrum ist innerhalb des Rechten Mosaiks durchaus auch hier vielfältig, wie eher sozialpolitisch links orientierte Autoren wie Benedikt Kaiser, ökologisch interessierte Jungrechte wie Roman Möseneder oder die von Karl-Heinz Weißmann aufgemachte Islamdebatte zeigen. Bei letzterer ging es in den Kommentarspalten der Sezession auch nicht weniger rau zu als in den Diskussionen auf Twitter.

Kleine Nebenbemerkung: Komischerweise wird Frau Kositza nie dafür angegangen, dass sie eine Frau ist, sich herausnimmt selbstständig zu denken oder als führende Verlagsmitarbeiterin von Antaios aufzutreten und nicht nur Faktotum und Anhängsel von Kubitschek zu sein.

„Klar natürlich. Das war ja auch das Schockierende für mich. Ich wurde offen angegangen, als einige bemerkten, dass mein Vater einen türkischen Pass hat.“

Nein das wurdest du nicht, du wurdest uns mit deiner Biographie bereits so vorgestellt und das ohne sich jemand deshalb gezuckt hätte.

„Auch unterstellte man mir, ich würde den Grünen politisch nahe stehen, da ich homosexuelle Menschen für Menschen halte und die Ehe für Homosexuelle definitiv für legitim erachte.“

Diese Positionen teile ich. Dass die Grünen damit assoziiert werden, hat ähnliche Gründe wie beim Umweltschutz. Etwas das wiederum Martin ein gediegenes Naserümpfen durch vornehmliche ältere AfD-Wähler eingebracht hat, die meinten er seie jetzt zu einer männlichen Greta mutiert.
Die Grünen haben einen ganz anderen Blickwinkel auf die Art von Minderheitenpolitik, als sie ein Konservativer haben würde. Deine Aufgabe wäre es in einer Diskussion zu vertreten, inwiefern Konservative diese Position vertreten und unterstützen können oder sollten. Ich habe so eine Diskussion mit unseren reaktionären IB-Twitterfreunden zum Thema der Transsexualität durch. Du jedoch brichst beim kleinsten Anzeichen von Widerspruch ein und siehst dich als Opfer.

„Z.B. das das permanente Wiederholen der Forderung, dass die Türken von hier alle wieder ’nachhause‘ gehen sollten.“

Wie wäre es mit einem Beleg zu dem „alle“? Das die IB Remigration fordert, ist nichts Neues genauso wenig, dass man die Integration eines großen Teils der türkischen Community als gescheitert ansehen muss. Mit welcher Begründung möchtest du denn die Anwesenheit von Menschen auf deutschem Staatsgebiet rechtfertigen, die sich nicht integrieren, Parallelgesellschaften bilden, den deutschen Staat ablehnen, Erdogan als ihren Präsidenten ansehen und dazu noch weidlich von staatlichen Sozialtransfers leben? Das betrifft nicht alle zugewanderten Türken und deren Nachkommen, entsprechend ist darüber zu reden, wen genau man hier loswerden möchte und wer besser an den Staat gebunden werden muss. Und das hat die IB auch schon vor vier Jahren gesagt.

„Es sind die stereotypen, antiquierten Rollenbilder von Mann und Frau, wie wir sie aus dem fanatischen Islam kennen, die gefordert werden. Man wünscht sie sich nicht, man fordert sie. Die Frau habe sich um die Kinder zu kümmern, politisch habe sie nichts zu melden. Überhaupt scheint der Umgang der IBler mit Sexualität ziemlich gestört zu sein.“

Auch wieder eine Fehlwahrnehmung: Konservatismus weist selbstverständlich Parallelen zu anderen auch religiös begründeten Konservatismen auf. Die Wahrnehmung ist hier aber nicht die einer selig machenden göttlichen Vorschrift, sondern dass bestimmte Entwicklungen der liberalen Moderne zu einer Zersetzung der gesellschaftlichen Ordnung geführt haben. Die Hinwendung zum Reaktionären ist innerhalb der Rechten umstritten. Ich kann hier auf die Beiträge des Twitteres Nigromontanus verweisen, der ebenfalls die Hinwendung zum bloßen Gegenteil des Liberalismus als nicht zielführend erachtet. Die Debatte findet statt und ob hier absolute Forderungen und nicht etwa nachdrückliche Empfehlungen das Ziel sind, mag man fragen. Immerhin liebe Lisa hat der laissez faire des Liberalismus dafür gesorgt, dass unter dem Deckmantel der Religion der politische Islam Raum greift, wie übrigens der Verfall fester Familienstrukturen zur Ausbreitung von prekären Lebensmodellen wie deinem eigenen oder der flächendeckenden Versingelung geführt hat, der wir u.A. eine desaströse Geburtenentwicklung zu verdanken haben.

Alles in allem wären das Dinge, die man debattieren könnte oder müsste. Du aber stellst dich auf deiner Position auf die Hinterbeine und sagst: Das sind Selbstverständlichkeiten, wer die nicht teilt, mit dem muss ich gar nicht reden. Dabei verfällst du eben in den gleichen intoleranten Duktus Bergers, der meint hinter seiner persönlichen Einstellung verlaufe die Grenze des Sagbaren, aber wehe jemand sagte ihm, er befände sich selbst außerhalb dieser Grenze. Dann wird nach Meinungsfreiheit und politischer Toleranz verlangt. Möglicherweise sind die Leute, mit denen du aneinander geraten bist, es auch langsam leid, immer wieder durchzukauen, warum sich der fortschreitende Große Austausch desaströs auf die Gesellschaft auswirkt und deshalb etwas energischer von anderen Influencern hören wollen, dass sie dieses Problem wahrnehmen.

„Wenn ich dann aber sehe, dass Martin Sellner No-Fap-Videos produziert, also Videos, in denen er erklärt, dass die Selbstbefriedigung des Mannes dazu führt, dass man links wird, ist das für mich alles keine Überraschung für mich.“

Ich weis intellektuell war das, was er dort über Psychologie sagt, vielleicht etwas schwer zu verarbeiten, aber nein so unterkomplex war es dann doch nicht. Unabhängig ob ich das Gesagte selbst für richtig halte.

„DB: […] Was wir jetzt so gehört haben, ist das alles doch spätestens jetzt ein Fall für Polizei, Staatsanwaltschaft und Staatsschutz oder? Insofern er nicht ohnehin schon bezüglich IB und Schnellroda aktiv ist …“

Transformation zur Feindzeugin in 3, 2, 1

„Ja also, der aktuelle Vorfall ist jetzt sogar schon der zweite Vorfall, der beim Staatsschutz landet.“

Hm schade wohl nicht das, worauf Berger hinauswollte, dabei hat er es dir doch fast schon vorgekaut.

„Das ganze ist also mit hohen Kosten verbunden. Und nun eben der zweite Vorfall. Man versucht mich definitiv einzuschüchtern und mich mundtot zu machen.“

Nein, du sollst aufhören, abzublocken und sollst anfangen zu erklären wo du stehst und warum. Was für dich Konservatismus und Patriotismus ist und dich auf Kritik und Debatte einlassen. Das ist der Grund warum man ideologische Gegner wie Gunnar Kaiser respektiert, während man dich einfach für ein hübsches, selbstbezogenes Dummchen hält, dem man unterstellt, nur etwas vom rechten Kuchen abhaben zu wollen, ohne dafür irgendetwas zu leisten. Passenderweise:

„Spenden sind immer willkommen 🙂 Ich bin über jeden Euro sehr dankbar.“

Hengameh und Sibel Schick hätten die Nummer nicht besser abliefern können.

Die Conclusio will ich als Schlussstrich festhalten, da praktisch alle Leute die es betrifft und die noch etwas sagen könnten, von ihr ohnehin geblockt wurden. Dann kann da jetzt hoffentlich Ruhe einkehren. Festzuhalten ist, dass im Fall Licentia wie im Fall Berger nicht wirklich erkennbar ist, dass Lisa versucht hätte ernsthaft schädliche Elemente und Trolle von den Leuten zu trennen, die es ernst mit ihr meinten – was auch die Kritik an ihr schließt – und das sie selbst auf wohlmeinende Gesprächsangebote eben nicht reagiert hat.

Allerdings sollte man so offen sein und zugeben, dass gerade Twitter ein toxisches Gesprächsklima hervorbringt, das unnötig rau ist und mehr Reibung erzeugt als das man es mit bloßem Handstreich „Das muss man schon mal abkönnen“ beseite wischen kann. Statt gleich in einen kantigen Attacke-Modus zu verfallen, wäre doch mal etwas zurückhaltendere Kritik, zumindest für den Beginn ein besser kommunikativer Weg. Mehr Höflichkeit sowieso. Und vor allem muss aufhören jemand, von dem man eigentlich weiß, dass er mit der eigenen Seite sympathisiert, nur bestimmter abweichender Meinungen wegen direkt als Instrument der Gegenseite wahrzunehmen.

Anmerkung zu Corona V: Preis der Freiheit, Preis der Sicherheit

Über nichts täuschen sich Corona-Maßnahmen-Gegner wie -Befürworter selbst so häufig wie über die möglichen Kosten. Eine Anmerkung.

Über nichts täuschen sich Corona-Maßnahmen-Gegner wie -Befürworter selbst so häufig wie über die möglichen Kosten. Eine Anmerkung.

Die Corona-Maßnahmen-Gegner sind nicht selten zugleich Corona-Relativierer und ich möchte das durchaus wertneutral verstanden wissen. Interessanterweise hat sich hier seit Ausbruch der Epidemie in China und der weltweiten Ausbreitung diese Rolle gedreht. Gehört viele der heutigen Kritiker zunächst zu Scharfmachern angesichts einer unbekannten und nur schwer einzuschätzenden neuen Krankheit und die Regierung zur Gruppe der Beschwichtiger und schlafwandelnden Taugenichtse – man gewinnt manchmal das Gefühl alles, was der Regierung ernstzunehmende Arbeit abverlangen würde, sei zuviel – hat sich beidseitig in dem Moment um 180° als die Regierung begann, die nun vor deutscher Türschwelle sich ausbreitende Krankheit ernstzunehmen und in den Krisenmodus zu verallen, einen panischen Krisenmodus.

Für viele Verschwörungstheoretiker, die zuvor eben zu den Scharfmachern gehörten, Grund genug nun gegen die politische Bearbeitung des Virus zu sein, denn wenn die Regierung ihre Hand nun darauf hat, kann sich es ja nur um etwas Schmutziges und Durchtriebenes handeln.
Mir ist kaum anders zu erklären, wie noch vor Beginn des Shutdowns oder generell ernsthafter Maßnahmen Leute wie der Arzt Wodarg in schneller Folge sehr viel Zuspruch und Multiplikation erfahren konnten. Impfgegner waren relativ schnell alarmiert, gehört doch die Panik wegen der Schweinegrippe von vor ein paar Jahren zu ihrem argumentativen Standard-Repertoire.

Das Umschwenken unserer AfD-Opposition hingegen steht symptomatisch für die zweite Welle der Corona-Gegnerschaft, die sich aus dem panisch-überzogenen Handeln der Regierung ergab, die eine strukturierte Maßnahmenkaskade nicht mehr umsetzen konnte oder wollte und direkt zur Ultima Ratio griff und dem Land direkt einen Shutdown verordnete ohne das die genaue Gefährlichkeit des Virus bekannt gewesen wäre oder, denn Handeln muss man ja schließlich wie ich schrieb, das Handeln später auf seine fortgesetzte Notwendigkeit hin zu evaluieren. Erstmal pauschal einen Monat Zwangspause für jedermann.

[Das Regierungshandeln will ich an der Stelle mal in eine große Klammer setzen, denn hier ist die Motivlage aus meiner Sicht von zwei Affekten getrieben, einmal dem Rausch der Macht und Möglichkeit andererseits blanker Panik, in dem man durch eine fortgesetzte Behauptung der Gefährlichkeit des Virus nurmehr das eigene deaströse und kopflose Handeln rechtfertigen kann, aber dazu wahrscheinlich in einem anderen Beitrag mehr.]

Angesichts der ohnehin schon angeschlagenen Lage der Wirtschaft (man darf sich keine Illusionen machen: Corona ist jetzt zwar der unmittelbare und vorgezogene Auslöser einer großen Wirtschaftskrise, aber die Ursachen waren schon längst gelegt und warteten nur noch auf einen Anlass) vernichtete und vernichtet weiterhin dieser Shutdown Teile der wirtschaftlichen Basis von Deutschland, berufliche Existenzen und Vermögen.
Privat für viele aber scheinbar noch wichtiger: Er wurde zu einer Zumutung für die persönliche Freiheit und das Wohlleben der Bürger. Vom achtlosen Hedonismus bis hin zur kleinen Alltagsfreude unterlag nun alles den Geschäfts- und Ausgehbeschränkungen. In einer Gesellschaft, die Härten und Zumutungen nicht mehr gewohnt ist, eine fast schon freudsche Kränkung. Als Thema hatte ich das ja schon kurz in „Vulgärliberalismus in coronalen Zeiten„. Als das ruch- und spürbar wurde brach – noch bevor jetzt mit der Einschränkung von auch politischen Grundrechten, die Sache noch verschlimmert wurde – eine Diskussion nicht alllein über die Krisenmaßnahmen aus, die man durchaus für überzogene Panik-Schnellschüsse halten kann, sondern über den Virus selbst. Die Diskussion darüber war grundsätzlich nicht fehl am Platze eben weil man den Virus noch nicht genau kennt bzw. kannte, aber sie nahm dann doch sehr schnell, sehr durchschaubar motivierte Züge an.

Wäre es – ich betonte das mehrfach – völlig richtig den Virus einer ständigen Bewertung und Risikoanalyse zu unterwerfen, so wurde doch schon früh – noch bevor man über seine genaue Gefährlichkeit eben belastbarere Daten aus anderen Ländern oder aus dem eigenen hatte – die Bedrohlichkeit von COVID19 kleingerechnet, um Maßnahmen, die man für sein Geschäft oder seine persönliche Freiheit als zu übergriffig empfand zu delegitimieren und ihre Aufhebung zu fordern. Das ging stellenweise soweit, dass am Ende so gut wie gar keiner der vermerkten Todesfälle durch Corona gestorben sein soll (und ich bin mir durchaus bewusst, dass hier bei der Feststellung der Todesursachen massiv gepfuscht wurde, am deutlichsten zu sehen eben an den fehlenden Autopsien bzw. den doch eine andere Sprache sprechenden Ergebnissen, wenn Autopsien durchgeführt wurden) und es sich dabei eher um eine Beifahrerkrankheit handelt, mit der man aber nicht durch die man stirbt. Häufiges Argument: Selbst Angehörige von alters- oder krankheitsbedingten Risikogruppen wären so oder so gestorben. Boris Palmer brachte das erst kürzlich wieder zur Sprache.
Der Grund für eine solche Bestrebung ist klar, man will sich in der Diskussion der moralischen Implikation entziehen, man nehme willfährig zum Schutz von Wirtschaft oder persönlichem Vergnügen Opfer in Kauf.

In der Bevölkerung stehen sich hier deshalb motivisch zwei Lager gegenüber. Das eine fühlt sich bedroht. Sie versuchen nicht die Gefährlichkeit des Virus hochzurechnen (was hätten sie davon?), sind aber getrieben von der durch das Unwissen oder von offizieller Stelle verlautbarten Gefährlichkeitsprognosen. Sie wollen sich und die Ihren schützen und nehmen diejenigen, die in Opposition zu den Corona-Maßnahmen stehen oder sie sogar bewusst fahrlässig verletzten als eine Bedrohung war. Hier regiert die unmittelbare Bedrohungslage die Affekte. Kurzfristig gedachte moralische Urteile werden hier zu Totschlagargumenten.

Die andere Gruppe hat das größere Bild vor Augen, sieht primär die langfristigen Probleme, die die Corona-Maßnahmen für Freiheit und Wirtschaft bedeuten und argumentieren auch auf der Basis einer aus ihrer Sicht jetzt schon beispiellosen aber zugleich sinnlosen Wertvernichtung. Ihre Affekte sehen eher die langfristige Perspektive in Relation zu einem Virus, der bisher zumindest in Deutschland kaum die Mortalität der Grippe übersteigt und bei dem bezüglich der Todesfälle in anderen Ländern die Todesursachenerfassung massiv in Zweifel gezogen wird.

Grundsätzlich werden hier allerdings auf beiden Seiten die Kosten der jeweiligen Haltung unterschlagen.

Der Versuch Corona zu einem großen Hoax zu machen, ist der argumentative Trick sich moralischer Argumente samt und sonders zu entledigen. Wenn keine Menschen durch Corona sterben, dann muss man Opfer, die man zum Wohl von Wirtschaft und Freiheit in Kauf nimmt, gar nicht mehr rechtfertigen. Oder man muss sich weniger rechtfertigen umso weniger Opfer es sind. Steigt die (potenzielle) Opferzahl umso mehr gerät man dann in einen Diskurs der Verhältnismäßigkeit und dort kann es dann schon unangenehmer werden. Ich denke jeder wird, gerade wenn er seine politischen Vorstellungen durchsetzen will, nach bestem Willen zu vermeiden versuchen, den Leuten zu erklären, wer nun jetzt Opfer für das große Ganze bringen darf. Die Einlassungen von Herr Palmer sind da so richtig, denn sie weisen auf andere unterschlagene Kosten hin, haben aber auch ihren Haken. Der Kommentar dazu, dass man unter hohen Kosten ohnehin todkranke rettet, ist natürlich eine Verengung. Die mache ich nicht Palmer zum Vorwurf denn rethorische Verdichtungen gehören dazu, allerdings geht es um eine Kerbe, die weiter ausgeleuchtet werden muss: Retten wir ohnehin multimorbide Sterbende?

Hier ist es die Frage, was man als solches versteht. Potenziell tödlich an Corona erkranken kann jeder, der einer durch eine andere Krankheit oder genereller Immunschwäche bestehenden Risikogruppe angehört. Das bedeutet aber eben nicht, dass diese Leute auch ohne Corona – vor allem so zeitig – sterben würden. In meiner Familie haben wir zum Beispiel einen Fall einer älteren Person mit Lungenschwäche (die Ursache ist den Ärzten trotz langer Krankenhausaufenthalte nach wie vor unklar). Diese Person benötigt die meiste Zeit des Tages eine Versorgung mit Sauerstoff und hat ohne diesen hin und wieder akkute Atemprobleme. Die Gefahr, dass sie durch eine Corona-Infektion sterben wird, kann daher als durchaus hoch eingeschätzt werden. Da sie in diesem Zustand allerdings schon mehrere Jahre gut lebt und durchhält und vermutlich ohne eine ernstzunehmende Infektion auch noch weitere gute Jahre vor sich hätte, würde man sie also in die Definition eines ohnehin Sterbenden einschließen? Die Imagination, die hier Palmer versucht zu verbreiten ist die von Personen, die praktisch schon auf dem Sterbebett liegen und nur noch auf das absehbare Ende warten, nur tragfähig ist sie so nicht. In Anlehnung an einen bekannten Fall von Todschlag, sprechen wir dann hier auch von versagensbereiten Herzen bzw. Lungen und tun so als hätten Tritte gegen den Kopf oder eine Virusinfektion keinen unmittelbaren Anteil am Sterbegeschehen?

Und nach wie vor sind mögliche weiterreichende Spätfolgen nicht untersucht und abschätzbar. Ich erwähnte das bereits in dem Artikel darüber, dass es relevant ist, worin sich der Corona-Virus von unseren bekannten Grippeviren unterscheidet, aber es besteht nach wie vor der Verdacht auf eine Auslösung von Begleiterkrankungen und der Schädigung anderer Gewebe. Der Virus mag unmittelbar nicht tödlich sein, möglicherweise kann er aber, was wir jetzt aber noch nicht sagen oder wissen können, bei weiter Ausbreitung nicht zu hohen Zahlen an Toten führen aber Teile der Bevölkerung in Invalide verwandeln. Darmschäden, Herzschäden, Lungenschäden bis hin zu Unfruchtbarkeit stehen derzeit auf einer diffusen Liste von möglichen Sekundärerkrankungen, die durch Corona ausgelöst werden könnten. Auch hier wären Langzeitbeobachtungen und Tests von Nöten. Tests zur Feststellung der tatsächlichen Infiziertenzahl und Beobachtung asymptomatischer Fälle, um festzustellen, ob sich solche Schäden ohne Auftreten der regulären Erkrankungssymptome ausbilden. Wie der Merkur (hier als Beispiel) und einige andere Medien schrieben, besteht nämlich der Verdacht, dass COVID19 Blutgerinnsel (also kleine Gefäßverschlüsse durch Verstopfungen der Blutbahn) auslösen kann. In schlimmen Formen kennt man sie als Thrombosen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Ein Gefäßverschluss sorgt dafür, dass wichtige Organe nicht mehr (richtig) mit Blut versorgt werden und absterben. So könnte die eigentlich tödliche Wirkung auf die Lunge nicht in der Entzündung liegen, sondern in der Schädigung des Lungengewebes durch Durchblutungsstörungen. Was wiederum die diffusen Begleitsymptomatiken, die man mit Corona in Verbindung bringen will, ebenso erklären kann, weil Durchblutungsstörungen je nach dem wo sie auftreten eben alle möglichen Arten an Schäden anrichten können. Das erklärt eben auch die Prädisposition für Menschen mit einem ungesundem Lebensstil, der generell auch Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigen würde.

Auch wenn der Virus weitaus harmloser sein mag, als man aufgrund der mangelhaften Vorinformationen und ausbleibenden Autopsien oder Breitentests annehmen konnte, so belügen sich die Maßnahmengegner dann doch über die Kosten, die eine freie Zirkulation haben könnte. Davon auszugehen es gäbe gar keine Corona-Opfer ist ein Verschweigen dieser Kosten.

Ein Verschweigen, das die Befürworterseite der Maßnahmen allerdings jedoch ebenso – wenn nicht schlimmer betreibt, wenn sie sich hinter moralischen Totschlagargumenten verschanzen. Wer nämlich auf die gesellschaftlichen, politischen und vor allem wirtschaftlichen Kosten des Herunterfahrens der Wirtschaft in diesem Ausmaß hinweist, bekommt dann direkt vor allem eines unterschoben, nämlich Menschenleben gegen Jobs und Euro aufzurechnen. Hier wird gar nicht mehr der Versuch einer Betrachtung der Verhältnismäßigkeit unternommen, sondern die Inkaufnahme eines Toten oder von Tausenden ist in dieser Betrachtung völlig equivalent. Stell dir vor es wäre deine Oma oder dein Vater und wer entscheidet das, wer für das höhere Wohl geopfert werden soll oder nicht, sind dann ergänzende Paraphrasen. Ignoriert wird hierbei allerdings, dass wir diese Kollateralschäden des Lebens bereits dauernd in Kauf nehmen. Wegen der jährlichen Grippe-Saison, die auch ihre Toten fordert, wird eben kein landesweiter, mehrwöchiger Shutdown, keine Maskenpflicht, kein Diskussion über eine Impfflicht oder Virus-Apps angeordnet. Es gibt eine Normalität, dass sich Menschen aneinander mit Krankheitserregern anstecken und sterben können und das man zwar Maßnahmen ergreifen soll, um das Risko für sich und seine Mitmenschen zu verringern, aber nicht, dass man aber nicht darauf setzen kann empfindlichen staatlichen Zwang und das unter Ignoranz aller anderen Kollateralschäden in Anspruch zu nehmen.

Wie ich bereits in Teil der Corona-Anmerkungen (Anmerkung zu Corona I: Die Unterschiede sind relevant) sagte, kann sich das natürlich eben ändern, wenn die tatsächlichen oder unter dem Schleier des Nichtwissens potenziellen Opferzahlen ein gewohntes und vertretbares Niveau überschreiten und damit die Zahl der potenziell Geretteten nicht mehr in einem gesunden Verhältnis zu den dafür aufgewandten Kosten steht. Ja es wird viel mehr so getan, als ginge es hier letztlich um einen kleinen Verzicht, den man für ein Menschenleben in Kauf nehmen muss. Nur ist dem nicht so.

Der Shutdown zieht nicht nur eine ohnehin schon lange in ihren Wehen liegende massive Wirtschaftskrise vor (die Anzeichen dafür sind schon sehr lange deutlich und die Wirtschaftszahlen der vergangenen Monate, auch schon vor Corona, wiesen deutlich darauf hin) sondern sie beschädigt jetzt auch noch unnötig eine Menge von an sich halbwegs gesunden Unternehmen am Vorabend dieser Krise und schwächt damit die Widerstandskräfte und zehrt die Reserven auf, die eigentlich für die unausweichlich kommende Großflaute nötig gewesen wären. Es ist mit einer auf Jahre andauernden Vernichtung von Arbeitsplätzen und damit von Lebensgrundlagen in weiten Teilen der Bevölkerung zu rechnen. Zunahme von Stress, Lebensproblem und Absinken des Lebensstandards sind für jeden einzelnen Betroffenen die Folge und das eben nicht nur für wenige Wochen sondern dann auf Jahre. Ob viele von denen, denen jetzt noch jedes mögliche Opfer zuviel ist, wenn ihre Lebensplanung und auf die lange Bank hin womöglich auch die Alterssicherung über den Haufen geworfen werden, dann auch noch so denken werden, bleibt fraglich, aber möglicherweise wird man dann Corona selbst für diese Krisis verantwortlich machen.

Das hilft allerdings den mittelbaren und unmittelbaren Opfern von Corona nicht, denn mit mehr Erfahrungswerten aus anderen Ländern kommen zugleich auch sehr bedenkliche Entwicklungen ans Licht bspw. Berichte über eine falsch verstandene, katastrophale Triage-Umsetzung in Frankreich oder Italien, wo sich die Zahl der Todesopfer deshalb steigert, weil man im Versuch die Krankenhäuser für Corona freizuhalten, alte Menschen oder Menschen mit anderen Erkrankungen einem medikamentös begleiteten Tod überantwortet. Behandlungen und Operationen werden aufgeschoben, Leiden damit verlängert oder verschlimmert. Ein Verlust von Lebensqualität und Lebenswillen im Alter ist ebenso nicht ausgeschlossen. Soziale Isolation begünstigt ggf. Selbstmorde oder zumindest psychologische Erkrankungen aller Art vor allem Depressionen, die wiederum zu lebensuntauglichen Biographien führen.

Und das wohlgemerkt nicht aufgrund von evaluierten Maßnahmen, also Maßnahmen von denen wir genau wissen, dass sie in ihrer Schwere und Dauer nötig oder weiterhin nötig sind, sondern einem Handeln, das sich längst auf Seiten der Regierung von belastbaren Fakten entfremdet hat und vielmehr nur noch nach Legitimation sucht, nicht nach Notwendigkeit. Tichys Einblick berichtete ausführlich über die Studie des Referenten Stephan Kohn aus dem Bundesinnenministerium, der den Corona-Maßnahmen eine desaströse Kostenschätzung gegenüberstellt. Die Reihe ist über die Titel „Studie aus dem BMI“ über die Seitensuche bei Tichy abrufbar. Selbst wenn man Kohns Rechnungen als pessimistischste Szenarien annimmt, so würden im Median doch horrende Kosten wirtschaftlicher Art und menschlicher Lebensjahre stehen, die geopfert wurden, um einer Pandemie zu trotzen, die möglicherweise keine ist. Düsterer Höhepunkt aktuell ein Interview mit Gunnar Heinsohn, das auch aus anderen Gründen noch mal einen genaueren Blick wert sein könnte.

Wer also den Corona-Maßnahmen hier einfach – vor allem kritiklos – folgt, mit der Begründung es gehe hier schließlich nur um Menschenleben, die durch das Virus bedroht sind und alles andere als dafür notwendige Kollateralschäden abtut, der täuscht sich und andere fundamental über die Kosten an Menschenleben und Existenzgrundlagen, die hier geopfert werden, um möglicherweise eben nur einen überschaubaren Personenkreis zu retten.

Egal wie man handelt, man muss sich im Klaren sein, dass das, was man hier will, nicht zum Nulltarif zu bekommen ist und eine ehrliche Diskussion würde voraussetzen, dass man sich über die Kosten klar wird, anstatt vorrauszusetzen es gäbe keine Opfer, die man in Kauf nehmen müsse. Was ist man ehrlich bereit zu zahlen für Freiheit oder für Sicherheit?

Anmerkung zu Corona IV: Ich verstehe die Maskenpflicht nicht

Zu einem völlig absurden Zeitpunkt und nicht ernstgemeint. Die Maskenpflicht erscheint als schikanöse Symbolpolitik.

Zu einem völlig absurden Zeitpunkt und nicht ernstgemeint. Die Maskenpflicht erscheint als schikanöse Symbolpolitik.

Anders als der Titel sagt, verstehe ich natürlich schon, warum man Schutzmasken tragen soll. Durch einen Tröpfchenfang ist zweierlei sichergestellt: Einerseits das man selbst durch Speichel, Hustentröpfchen und Nasenschleim eigene Krankheitserreger in größerer Menge in die Umwelt inlässt, wo sie sich auf Oberflächen festsetzen oder von anderen eingeatmet werden können, auf der anderen Seite vermeidet man unabsichtlich mit der keimbelasteten Hand in sein Gesicht und somit in Nähe von Mund, Nase oder Augen zu fassen und damit selbst Krankheitserreger aufzunehmen. Natürlich gibt es hier auch keine absolute Sicherheit, sondern die Schutzmaske reduziert nur die Chance.

Bei der Maßnahme will ich jetzt auch erstmal grob ausklammern, dass schon vor gewissen Masken gewarnt wurde unter anderem weil sie das atmen erschweren und dafür sorgen können, dass innerhalb des Atemraums der Maske Krankheitserreger und Stoffe ansammeln, die für den Träger wiederum zu einer Bedrohung werden können. Mir geht es nur um die theoretische Sinnhaftigkeit der inzwischen in Kraft getretenen Maskenpflicht.

Zu allererst wartet jedes Bundesland hier mit einer unterschiedlichen Regelung auf, nicht das Föderalismus keine gute Sache wäre, nur sollte man annehmen, man sei sich in der Bewertung der Gefährlichkeit in gewisserweise einig. Als verständliche Ausnahmen könnte man hier die Stadtstaaten mit einer ganz anderen Ausgangslage sehen, aber eigentlich müssten die wiederum der Logik nach die schärfsten und nicht wie jetzt der Fall mit die liberalsten Verpflichtungen auffahren. Mna kann das Ganze aber positiv sehen, statt einer generellen möglichen Überreaktion kann man so dank des Föderalismus die praktische Auswirkung der Maßnahmen in ihrer unterschiedlichen Auswirkung testen und generiert so eine größere Datenbasis.

Doch lassen sich für mich einige größere logische Probleme einfach nicht beseitigen. Der Zeitpunkt an dem jetzt diese Maskenpflicht kommt, ist unverständlich. Unsere Regierung verabsäumte es lange Zeit Corona überhaupt als Thema wahr- oder ernstzunehmen und dann als es praktisch vor der Haustür war, hätte man mit weniger invasiven Maßnahmen wie dem vorgeschriebenen Tragen von Masken (wie es in Asien schon bei normalen Erkältungen völlig usus ist) einige Gegenmaßnahmen setzen können, auch um die unbekannte Bedrohlichkeit des Virus besser einschätzen ohne direkt überzureagieren. Die Maßnahmen hätte man dann Schritt für Schritt verschärfen können bei mehr Informationen. Ausgeführt habe ich das bereits in „Handeln unter dem Schleier des Nichtwissens“ allerdings wie in „Mangelnde Evaluation“ erklärt, hat man nicht nur in der Vergangenheit eben verabsäumt mehr Daten zu sammeln, sondern ist auch jetzt immer noch nicht wirklich bereit die Maßnahmen einer ständigen Überprüfung zu unterziehen.

Eine Maskenpflicht hätte am ehesten also als niedrigschwellige Maßnahme VOR dem Shutdown Sinn gemacht, doch stattdessen sind wir direkt mit der Ultima Ration gestartet. Jetzt noch eine Maskenpflicht nachzuschieben, obwohl sich das Land nach wie vor in einer gerade mal in homoöpathischen Dosen erfolgenden Lockerung noch obendrauf zu legen ergibt schlicht keinen Sinn.

Schlimmer macht es da noch, dass die Pflicht selbst nicht wirklich ernst gemeint scheint und fast schon den Charakter eines sich abschwächenden Aktionismus annimmt: Der Shutdown ist mehr durchzuhalten, aber ganz können wir die Maßnahmen nicht herunterfahren also müssen wir etwas symbolisches gegen den Virus tun. Denn anders als viele denken, schreibt die Maskenpflicht keine Schutzmaske in medizinischer Qualität oder Ausführung vor. Ein lose gebundenes Halstuch, tut es genauso, wie eine Unterhose, ein Niqab (wie praktisch), ein Schal oder ein paar Lagen um den Kopf gewickeltes Klopapier, von dem manche Horter möglicherweise auch sonst nicht wissen wohin damit eigentlich. Ich selbst war erstaunt, denn ich ging auch davon aus, dass man uns mit der Maskenpflicht eine wirksame Pflicht und nicht nur eine symbolische Schikane auferlegen will.

Mein Hauptkritikpunkt bestand nämlich darin, dass der Staat – nachdem er zu einer Zeit als er noch konnte, keinerlei Vorsorge für Corona getroffen hatte; ja sich unser Außenminister sogar damit brüstete medizinisches Material (u.A. Schutzmasken solidarisch in die halbe Welt zu verschenken – seinen Bürgern hätte vorschreiben wollen Masken zu tragen, die er ihnen gar nicht bereitstellen konnte, was bedeutete, dass auf einem leergefegten Markt die Bürger, um ihren notwendigsten Verpflichtungen (Einkauf, Arztbesuche, Vertreten der Beine) zu erledigen, gezwungen gewesen wären, Schutzmasken zu Mondpreisen einzukaufen. Das Motto wäre also gewesen: Friss oder Stirb. Der Staat verlangt etwas und der Bürger muss zusehen, wie er diese Bedingungen erfüllt und wenn nicht dann empfindliche Strafen akzeptieren.

Aber nachdem mir wahre Geistesgrößen dann auf Twitter mitgeteilt hatten, dass jede Gesichtsbedeckung egal wie gut ihr tatsächlicher Schutz auch immer sei, zweckmäßig wäre und mich ja nur völlig unnötig und zu unrecht über staatliches Unrecht Gedanken gemacht hätten, ging ihnen nicht auf, dass der Sinn des Gesetzes dann gänzlich in Frage zu stellen wäre. Warum ein Gesetz erlassen, dass keinerlei Wirksamkeit vorschreibt? Symbolpolitik.
Möglicherweise hatte man aber doch anfänglich vor Masken in medizinischer Qualität vorzuschreiben, zeritifiziert und so, aber kam dann angesichts der desaströsen Markt und Versorgungslage zu dem Schluss, dass man, da man selbst als Staat ohne Hosen und bevorratete Gesichtsmasken da stand, es eine blöde Idee wäre den Bürger dazu zu zwingen sich für z.T. 20€ das Stück Atemmasken auf dem freien Markt zu besorgen.

Man könnte argumentieren, dass die Maskenpflicht einem Übergang zurück zur Normalität dienen könne, doch einen Plan für die Normalisierung sehen wir nicht, zumindest wird er nicht transparent gemacht. Noch fährt man auf Sicht. Die Maskenpflicht scheint nur eine weitere Maßnahme in einer allgemeinen Planlosigkeit chaotischen Regierungshandelns zu sein.

Anmerkung zu Corona III: Mangelnde Evaluation

In einer Situation der Ungewissheit ist es erste Pflicht mehr Daten zu sammeln und zweite Pflicht, die getroffenen Maßnahmen immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, was ihre Wirksamkeit oder Notwendigkeit angeht. Beidem kommt unsere Regierung nur unzureichend nach.

In einer Situation der Ungewissheit ist es erste Pflicht mehr Daten zu sammeln und zweite Pflicht, die getroffenen Maßnahmen immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, was ihre Wirksamkeit oder Notwendigkeit angeht. Beidem kommt unsere Regierung nur unzureichend nach.

Ich schrieb in meinem letzten Beitrag aus dieser Reihe, dass die seinerzeitige Reaktion der Regierungen, wenn vielleicht auch in der Nachschau nicht richtig, so doch unter dem Eindruck des Nichtwissens zu dieser Zeit gerechtfertigt gewesen ist. Das stimmt zum Teil jetzt noch, aber nur dort, wo uns nach wie vor keine genaueren Informationen vorliegen. Die Frage, um es noch deutlich zu machen, ob eine Maßnahme wie der Shutdown notwendig gewesen war, konnte man wirklich seriös, zur Zeit seines Beschlusses keineswegs sagen. Wer damals dafür war, war sich tendenziell bewusst, die mögliche Gefahr der Corona-Infektion überzubewerten und aus Sicherheit von Menschenleben die Wirtschaft zu gefährden. Wer damals schon den Shutdown ablehnte, der tat dies mit einiger Sicherheit bewusst oder unbewusst, auch unter der Prämisse die unmittelbare Gefährdung von Menschenleben zum Schutz der Wirtschaft (und damit vielleicht dem mittelbaren Schutz von Menschen) unterzuordnen. Von der Position des Nichtwissens aber, waren logisch begründbare Maßnahmen wie der hierzulande vollzogene Shutdown als auch das z.B. schwedische Modell der fortgesetzten Normalität gleichermaßen gut, weil man eben keine umlegbaren Erfahrungswerte hatte. Zwangsmaßnahmen wie man von ihnen aus China hörte, waren wohl kaum vorstellbar und zugleich auf ein ganzes Land umlegbar.

Doch das gilt ebenfalls nur für damals. Inzwischen sind einige Wochen ins Land gezogen, in dem man die ersten Auswirkungen der Maßnahmen sehen und evaluieren kann. Nein, man muss es sogar. Zu den großen Streitpunkten der Coronamaßnahmengegner wie auch ihrer -befürworter besteht nämlich in der Entwicklung der Kurven. Allein hier schon gibt es, selbst wenn man denn nun aus Sorgen um die Unwägbarkeiten einer Infektion, zu den Befürwortern der Maßnahmen gehört, Grund diese in Zweifel zu ziehen, wenn wie in diesem Interview kolportiert, die Entwicklung der Fallzahlen und der Shutdown nicht ursächlich zusammenhängen, war er eine unnötige Härte für andere gesellschaftliche Systeme, die viel kostet, aber tatsächlich nichts gebracht hätte:

[Anmerkung: Die Argumentation am Ende des Videos finde ich nicht überzeugend, die Daten zu den Fallzahlen sind aber immerhin unstrittig, sofern korrekt]

Schweden nimmt in dieser ganzen Debatte aufgrund der konsequenten Vermeidung harter Corona-Schutzmaßnahmen insofern eine Sonderrolle ein, das man es mit einiger Berechtigung Schrödingers Schweden nennen kann: Je nach dem, wen man fragt, ist es ein glorreiches Beispiel dafür, dass es auch ohne Schutzmaßnahmen geht (relativ überschaubare Fall- und Todeszahlen und eine Konzentration dieser auf den Großraum Stockholm, also auch kein Spreading in andere Landesteile. Freilich müsste man sich hier natürlich über spezifische Besonderheiten, wie Besiedelungsdichte und ähnliches unterhalten, aber es wären Daten, mit denen man operieren könnte. Hingegen hört man von der anderen Seite im Bezug auf Schweden zugleich auch das genaue Gegenteil, ebenso unterlegt mit Artikeln. Da ist von einer Überlastung der Krankenhäuser und einer in Relation zu seiner Bevölkerung gesprochenen Überhandnahme der Fall- und Todeszahlen die Rede. Ich will das nicht bewerten, wer hier Recht hat, nur darstellen, dass es offenbar für alle wichtig und von Interesse ist, zu wissen, was sich bewehrt und was nicht, auch um ihre Position gegenüber den Maßnahmen besser vertreten zu können.

Das Problem ist, dass wir hinsichtlich der Evaluation trotz voranschreitender Wochen mit immer neuen Erfahrungswerten und -daten nicht wirklich voran kommen. Einerseits weil sich im Zuge der zudringlichen Maßnahmen (einschließlich dem offenen Spielen mit Überlegungen wie Zwangsimpfungen mit unzureichend getesteten Impfstoffen, appgesteuerter Bewegungsüberwachung und Chipping) unversöhnliche Lager bilden, die neben ihrer Primärsorge mögliche andere Gefahren ausblenden. Andererseits weil ein transparenter Informationsfluss kaum mehr möglich ist, weil er inzwischen starken Beschränkungen unterliegt. Videos und Postings werden von Sozialen Netzwerken gebannt, wenn sie (und damit ich nicht nur wirre Verschwörungstheorien um 5G wie sie hier als Strohmann immer angeführt wurden, um dann im Endeffekt doch noch mehr zu entfernen) der offiziellen Sprachregelung der WHO oder staatlicher Institute wie dem RKI (Robert-Koch-Institut) widersprechen. Das senkt nicht nur das Vertrauen sondern im Zuge des Aufbaus eines Wahrheitssystems verhindert man damit auch einen evaluierenden Diskurs, in dem als Experte nur noch gilt, wer einer bestimmten Institution angehört, nicht wer aufgrund seiner fachlichen Qualifkation berechtigt wäre mitzusprechen. Ein Wolfgang Wodarg (den ich durchaus aus Gründen, die ich hier nicht ausführen will) als einen Mann mit Mission sehe und daher als nur bedingt verlässlich einschätze ist nicht nur irgendein SPD-Politiker, wie es die Medien gerne suggerieren, sondern ausgebildeter Mediziner, mit fachlicher Expertise im Bereich Infektionskrankheiten und maßgeblich an dem Untersuchungsausschuss beteiligt, der seinerzeit die Schweinegrippe-Panik untersuchte. Auch ein Arzt wie Sucharit Bakhdi, nach Angaben „Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie“, der gerne genannt wird, wäre demnach qualifiziert genug, um zum Thema beizutragen. Das sie Experten sind, bedeutet nicht, dass ihre Aussagen irgendeinen inhärenten Wahrheitswert besitzen, denn auch Experten irren, aber sie gar nicht erst zum Thema anzuhören, ist kaum zu rechtfertigen, wenn man denn an einer belastbaren Daten- und Intepretationsbasis interessiert ist.

Viel schwerer als diese Dinge wiegt aber, dass man – ich sprach das in der letzten Anmerkung bereits an – verabsäumt hat, Autopsien durchzuführen und das Wissen um den Virus zu erweitern und die Todesfälle zu evaluieren und zu bestätigen. Hätte man das konsequent getan, wüsste man heute mehr darüber wer zur eigentlichen Risikogruppe gehört ob und welche Spätfolgen eine Infektion für ansonsten gesunde Patienten hat und wie hoch der Anteil der Toten mit Corona ist, die tatsächlich durch den Virus und nicht nur mit ihm als Sekundärerkrankung gestorben sind. Anders gesprochen: Welche Menschen mit Vorerkrankungen waren nur anfällig und wurden durch Corona dahingerafft und wieviele waren einem morbid-hinfälligen Stadium, dass der Virus keinen oder keinen großen Einfluss mehr auf ihre voraussichtliche Lebenserwartung hatte?

Damit kann man endlich eine Diskussionsgrundlage dafür schaffen, inwiefern Gefahren durch den Virus zum Schutz anderer gesellschaftlicher Bereiche in Kauf zu nehmen sind und wo das Risiko zu groß ist.
Die andere Seite, sind die schon angesprochenen Maßnahmen. Erst von genauen Fall- und Todeszahlen und deren unmittelbarer Verknüpfung mit Maßnahmen und dem soliden Vergleich mit anderen ähnlich handelnden oder anders handelnden Ländern (unter Ausschluss bestimmter Spezifika, wie dem Gesundheitssystem) lässt sich entscheiden, welche Maßnahmen inwiefern helfen, welche Maßnahmen so gut wie wirkunglos sind, was sie für lang- und kurzfristige Kosten erzeugen und somit welche Maßnahmen letztlich aufgrund dieser Kosten-Nutzung-Rechnung nicht mehr zu rechtfertigen sind oder welche Maßnahmen zurückgefahren werden können, weil sich ihr Zweck überlebt hat.

Eine beispielhafte Debatte zu diesem Thema ist die Lockerung des Shutdowns im Hinblick auf die Wiederöffnung von Kindergärten und Schulen. Unsere ehemalige, von mir sehr geschätzte Familienministerin Kristina Schröder führte dazu schon die letzten Tage eine angeragte Debatte auf Twitter zu dieser Frage. Sie setzte sich hier argumentativ vor allem für die Öffnung von Kindergärten und Schulen ein. Das Ganze natürlich aus zwei Gründen: Einerseits der mangelnde soziale Kontakt und die verstreichende Zeit in der keine Bildung oder nur Heimbeschulung stattfindet (etwas das für Kinder aus bildungsfernen Haushalten doppelt schlimm ist) auf der anderen Seite weil es auch gesundheitlich zu rechtfertigen wäre, da Erkenntnisse aus mehreren Ländern (Frau Schröder teilte hier immer aktuelle Artikel, die ihr unterkamen) zeigten, dass sich Kinder scheinbar sehr viel seltener und nur sehr viel schwerer mit Corona infizierten als Erwachsene. Die Schlussfolgerung: Zum normalen Schulbetrieb zurückzukehren sei nicht nur geboten sondern auch medizinisch vertretbar. Ich würde an der Stelle ein paar Tweets verlinken, allerdings hat mich Twitter einmal mehr automatisiert ausgesperrt.

Die Bundesregierung hingegen dachte eine pauschale Verlängerung des Lockdowns bis in den Mai hinein an. Es ist also durchaus so, dass offenbar neue Erkenntnisse wenn überhaupt nur sehr lückenhaft von der Politik wahrgenommen und bestehende Maßnahmen in ihrer Wirkung oder Notwendigkeit scheinbar nicht ausreichend evaluiert werden. In einer solchen Situation, wie der aktuellen, wo harte übergriffige Maßnahmen das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben über Gebühr einschränken, wäre es allerdings notwendig, dass diese Maßnahmen von Woche zu Woche neu bewertet werden und sobald als möglich und vertretbar zurückgefahren werden müssen. Im Moment sehe ich nicht, dass unsere Regierung dies ausreichend tut, sondern viel mehr eine Haltung vorzuherrschen scheint durch Härte und Aktionismus im Angesicht einer Pandemie, deren genauen Umfang man gar nicht so genau vermessen will, um Zustimmung einer scheu gemachten Bevölkerung zu heischen.

Wie jedoch sieht es auf Seite der Maßnahmengegner aus? Dazu ein andernmal.

Moderne Bildung – Eine kleine Synchronisation

Eine kurze Information für Leser des Blogs: Ich war an einer kleinen nicht-professionellen Synchronisationsarbeit als Sprecher beteiligt. Den Clip, um den es geht, kennen sicherlich viele schon, war er doch im Internet zu Zeit seines Erscheinens ein echter Renner. „Modern Educayshun“ von Neel Kolhatkar griff schon seinerzeit das aufkommende SJW-Phänomen parodistisch auf. Unter Federführung der YouTuberin Alumination entstand daher eine kleine deutsche Übersetzung des Clips.

Primär war es als kleines, spaßiges Video für zwischendurch gedacht, ich denke aber, dass das Thema der Social Justice Warrior nach wie vor aktuell ist und sich ebenso nach wie vor mit immer absurderen Volten durch Politik und Medien wälzt, während einige Dinge, wie die hier auch im Video überspitzt persiflierte „affirmative action“ nach wie vor Alltag insbesondere in den USA sind.

Viel Spaß beim Anschauen:

Anmerkung zu Corona II: Handeln unter dem Schleier des Nichtwissens

Ist die Pandemie erst einmal da ist Nicht-Handeln keine Option sondern eine klare Entscheidung. Doch was, wenn verlässliche Informationen noch nicht vorliegen?

Ist die Pandemie erst einmal da ist Nicht-Handeln keine Option sondern eine klare Entscheidung. Doch was, wenn verlässliche Informationen noch nicht vorliegen?

Die moderne Wissenschaft unterscheidet weniger von der Religion als Viele annehmen. Auf dem Wissenschaftsniveau, auf dem sich die moderne Gesellschaft bewegt, geht es längst nicht mehr um Versuche, die für den einfachen Zuschauer nachvollziehbar und somit allgemein verständlich beweisbar auf einem Marktplatz vorgezeigt werden könnten. Wissenschaftliche Praxis und Nachweis, ja auch die Diskussion verlagert sich aus der Öffentlichkeit hinein in die Labore, wie das sakrale Handwerk ins Allerheiligste. Der Nicht-Priester kennt und sieht die darin vorgenommenen Rituale nicht und würde man sie ihm zeigen, würde er ihre Bedeutung nicht verstehen.

Zeigte man einem Laien Programmcode er würde darin kaum mehr als eine Ansammlung von Kauderwelsch und Zeichen erkennen. Möglicherweise würde er mit der Zeit darin gewisse Muster sehen, aber ohne wissen, um ihre Bedeutung würde sich ihm letztlich verschließen, wie die Dinge, die er dort als Text sieht, sich in Form einer grafischen Benutzeroberfläche auswirken.
Noch komplexer werden physikalische, geologische oder wie klimatologische Modelle, die mit einer Menge an Variablen, Daten und Annahmen operieren, dass selbst Fachleute ohne die Unterstützung von Computern kaum mehr in der Lage sind damit produktiv umzugehen. Die Chemie mit ihren Stoffwechselwirkungen mutet da fast schon wieder überschaubar an, erhält man hier doch eher noch greifbare Ergebnisse.

Letztlich ist der Laie wie der der Gläubige dazu verdammt, dem Priester bei seiner Arbeit zuzuschauen und meist nur in der Lage, die sich aus den Ritualen ergebende offenbarrte Wahrheit hinzunehmen oder das eben nicht zu tun. Die Wissenschaftliche Methodik und die Verknüpfung mit anderem Wissen gewährt dem Laien heutzutage zwar einen größeren Schatz an abgleichbaren Daten, der es ihm ermöglicht besser zwischen vertrauenswürdigen Priestern und offenkundigen Scharlatanen zu unterscheiden, aber letztendlich handelt es sich dennoch um einen Glaubensakt. Wenn „die Wissenschaft“ zu einer Erkenntnis gelangt ist, dann muss der Mensch ohne Labor und Fachwissen, trotz aller Aufklärung vertrauen und schlichtweg glauben.

Schwierig wird es nun, wenn sich die Fachleute nicht einig sind: und nein eine Mehrheit alleine garantiert noch keine Wahrhaftigkeit, auch wenn es die Chance erhöht, zumindest dann, wenn noch ein kritischer Diskurs mit gegenseitiger Prüfung innerhalb der Wissenschaft stattfindet.
Schwierig wird es auch, wenn das Phänomen neu ist und deshalb kaum oder nur unzureichend übertragbare Erfahrungswerte vorliegen. Und das gilt im Besonderen dann, wenn die Datenlage unvollständig ist oder wacklig (also auch von falschen oder manipulierten Daten auszugehen ist).

Dies trifft nun auf Corona voll zu. Der Ur-Ausbruch kam gewisserweise zwar mit Ansage allerdings am anderen Ende der Welt. Das wäre für ein Land wie Deutschland prinzipiell eine gute Nachricht, weil den Herrschenden so ein gewisser zeitlicher Vorlauf zur Verfügung stand, um die Sache zu beobachten, Einschätzungen vorzunehmen und ggf. Maßnahmen oder Vorbereitungen zu treffen. Nur war der erste Seuchenherd nun leider China. Ein Land mit einer hoher staatlichen Kontrolle über die Medien, ohne unabhängige Presse und systemisch in der Lage einen solchen Vorgang zwar nicht komplett zu vertuschen so doch einen verzerrenden Schleier darüber zu legen.
Unsere Öffentlichkeit wurde von China über Wochen über die dortigen Vorgänge, die primär erst einmal über Videos und das sehr plötzliche, sehr harte Vorgehen der chinesischen Regierung überhaupt Aufsehen erregte, nur unzureichend und mit verharmlosenden Berichten informiert. Die Regierung wollte angesichts eines möglicherweise verheerenden Virusausbruchs keinen Gesichtsverlust riskieren, rechnete das Problem vermutlich klein und hielt auch sonst mit Informationen über den Virus hinter dem Berg, während gleichzeitig eine ganze Metropole unter Quarantäne gestellt und Notkrankenhäuser aufgezogen wurden.
Auch wenn die offiziellen Todeszahlen eher überschaubar erscheinen, zeigt ein verstärkter Absatz von Urnen möglicherweise eine ganz andere Wahrheit. Der Punkt ist, dass wir hier schon vom Ursprungspunkt der Seuche, der uns eigentlich die besten Informationen hätte liefern können, eine völlig fragwürdige Datenbasis erhalten haben. Etwas, was die WHO in ähnlichem Ton stützte und sich somit, man kennt das finanzielle Engagement des Reichs der Mitte und seinen Einfluss in der WHO, ebenfalls als objektive Quelle von Informationen selbst demontierte.

Unter diesem Eindruck reagierte man aber eben in Europa gar nicht. Die Grenzen blieben geöffnet. Es kamen und gingen Fluggäste und Dienstreisende aus China und während hiesige kritische Kreise bereits Anfang des Jahres dazu rieten sich mit Mundschutz, Handschuhen und Desinfektionsmittel auszustatten, spielte der Virus in den Medien gar keine Rolle und man tat das lauter werdende Gemoser dann später auch in Regierungskrisen als haltlose Panikmache ab. Mag man jetzt ein paar Wochen später kaum glauben aber das Gedächtnis des Volkes ist offenbar so kurz wie das der Medien, die ihr Narrative sogar von dem einen auf den anderen Tag änderten.

Nur änderte sich nicht wirklich die Informationslage sondern nur die Dringlichkeit. Da man den Virus nicht mehr nur vor seiner Haustür sondern bereits in der Wohnung hatte und die Bevölkerung nun Antworten verlangte, war nun gefragt, was zu tun oder zu unterlassen sei. Einfach nichts tun und ignorieren, war jetzt keine Option mehr sondern wäre eine klare Entscheidung gewesen, nämlich die dem Virus seinen Lauf zu lassen. Und da befinden wir uns auch jetzt noch.

Im Netz erleben wir jetzt schon länger, und umso länger der Shutdown dauert und seine negativen Folgen ruchbar werden, umso heftiger werden sie, Debatten über die Gefährlichkeit des Corona-Virus und des Sinns oder Unsinns entsprechender Maßnahmen. Während sie zu Beginn der Pandemieausbreitung in Europa primär unvollständig waren, sind sie jetzt noch dazu unübersichtlich geworden. Der Schleier des Nichtwissens unter dem die Regierungen entscheiden müssen war groß und ist es nach wie vor.

Das Fortschreiten der Pandemie bringt uns also zwar mehr Informationen aber noch nicht unbedingt mehr Klarheit und tatsächlich ist das Teil der Natur der Sache. Die genaue Gefährlichkeit des Virus und das lässt sich sowohl an Befürworter als auch an die Kritiker der Maßnahmen richten, lässt sich erst mit halber Gewissheit sagen, wenn die Pandemie vorbei, die Infizierten, Genesenen und Toten gezählt sind und auch dann werden Ungenauigkeiten bleiben, denn schon jetzt wird darüber diskutiert, dass viele der Todesfälle, die Corona zugeschrieben werden, viel eher Todesfälle mit statt durch Corona gewesen seien.

Will man das Ganze mit gutem Willen zusammenfassen, wird hier von der Kritikerseite eher die Frage gestellt, wie man überhaupt das Ergreifen von Maßnahmen (und hier spreche ich nicht allein über den Shutdown) rechtfertigen kann, wenn doch unklar ist, wie gefährlich das Virus wirklich ist.
Was ein berechtigter Einwand wäre, funktioniert allerdings der zwingenden Natur der Pandemie wegen nicht. Wenn ein Prozess vorliegt, der sich ohne das eigene Zutun vollzieht, wäre Nichtstun und Abwarten eine Entscheidung dafür, diesen Prozess (zunächst) laufen zu lassen.
So eine Entscheidung kann man treffen, dann allerdings steht die in einem Abwägungsverhältnis, denn ausgehend von den sicher zugeben unvollständigen Daten, aber andere hat man nun mal nicht, muss man vom schlimmsten realistischen Szenario ausgehen. Ich habe das in meiner ersten Anmerkung bereits dargestellt, aber bei einer hohen Durchseuchungsrate bei einer statistisch eher alten Bevölkerung kann selbst eine geringe Mortalität von nur 2%, wie sie die chinesischen Informationen nahegelegt haben, bereits mehrere zehntausend bis hunderttausend Todesopfer bedeuten.

Hier findet dann die Abwägung statt, zwischen diesem Szenario, wenn man nicht handelt gegenüber den menschlichen, gesellschaftlichen und natürlich auch wirtschaftlichen Folgekosten, die verschiedene Handlungsalternativen haben und deren voraussichtliche Wirksamkeit. Man kann schon fragen, warum die Verwerfungen und Kosten eines Shutdowns in Kauf nehmen, wenn dadurch gleichsam im Vergleich nur wenige Menschenleben gerettet werden können.

Dazu muss man klar sagen, dass uns eben die Entscheidung nicht zu Handeln und die weltweite Virusausbreitung auch dann noch zu ignorieren, als sie sichtbarer wurde und näher rückte und trotzdem Grenzen und Flugverkehr offen zu halten, gerade weil man die Ausbreitungsfähigkeit unterschätzt hatte, auch überhaupt erst mit in diese Lage gebracht hatte.

Basierend auf so einem Szenario, ohne Genaueres zu wissen, lässt sich also durchaus das Ergreifen von Maßnahmen zum Schutz und zur Eindämmung einschließlich eines Shutdowns begründen. Die Sache erst einmal auf gut Glück laufen zu lassen, wäre unverantwortlich gewesen. Die Frage einer Immunisierungsstrategie hingegen, die wiederum tangiert noch einen anderen Bereich des Unwissens, zu dem ich gleich kommen will.

Nun mehren sich natürlich Informationen, die – zumindest für Deutschland – sowohl einen deutlichen Rückgang der Infektionen als auch eine geringere Sterblichkeit nahelegen. Auch hier muss wieder mit unvollständigen Informationen operiert werden, denn Vergleichswerte aus anderen Ländern legen in Spanien, Frankreich und Italien deutlich schwerere Verläufe nahe, in Schweden, das sich nicht geschützt sondern die Durchseuchung bewusst zugelassen hat, soll hingegen auch so einen Weg der Besserung eingeschlagen haben. So wird die Möglichkeit eines positiven Einflusses der flächendeckenden Tuberkulose-Immunisierung auf die Fallzahlen in Portugal, die dort relativ niedrig sind, nicht ausgeschlossen. Möglicherweise reagiert das Virus also bereits auf bestimmte Medikamente oder Impfstoffe, ohne das wir das bisher wussten.

Die Lage ist also auch hier uneindeutig. Heben wir den Shutdown zu früh auf und müssen mit einer weiteren Welle rechnen oder war er von Anfang an unnötig und wirkungslos und wäre die Fallentwicklung, einschließlich der Todesraten sowieso so beherrschbar geblieben?

Hier wird bspw. sehr leichtfertig von der jetzigen Entwicklung aus argumentiert und diese für den Fall des Nicht-Shutdowns einfach unisono vorausgesetzt. Auch hier merkte ich Anmerkung I bereits an, dass die Zahl der Todesopfer sich allein dadurch schon erhöhen kann, wenn viele Patienten in kurzer Zeit auftreten. Werden die leeren Kliniken von Kritikern nun als Zeichen dafür gedeutet, dass der Shutdown völlig übertrieben war, mutet das erstmal seltsam an, weil das Ziel des Shutdowns es ja war, die Fallquote so gering wie möglich zu halten, aber natürlich – da war die alternative Geschichte nicht kennen – kann die Aussage „sie wären so oder so leer geblieben“ unentschieden neben „der Shutdown hat gewirkt“ stehen. Mehr Klarheit kann hier der Vergleich mit anderen Ländern mit oder Shutdown oder anderen Quarantäne-Maßnahmen bringen aber eben auch erst dann, wenn hier eine stabile Entwicklung, entweder auf- oder abwärts abzulesen ist. Denn auch hier gilt im Moment, vielfach wird sich hier argumentativ an der Tagesentwicklung entlanggehangelt von der noch nicht zu sagen ist, ob sie nicht nur ein Trend ist und wieder ausschlägt, sobald man etwas ändert.

Entscheidend für das aktuelle Handeln ist deshalb nicht so sehr, was wir wissen, sondern das, was relevant wäre, wir aber nicht wissen.

Einddrücklich zeigt sich das bei den Ländern, die sich dazu entschieden haben statt einer vollumfänglichen Selbstinternierung auf einen normalen Weiterbetrieb des Landes womöglich sogar mit gezielter flächendeckender Ansteckung durch verstärkte soziale Interaktion zu setzen. Das ist erstmal ein logisches Argument, denn ein Shutdown lässt sich nicht ewig aufrecht erhalten, ohne die Gesellschaft komplett gegen die Wand zu fahren und ohne Impfstoff kann nach jeder Lockerung des Shutdowns direkt wieder eine neue Welle an Infizierten folgen.

[Möglicherweise hat man aber auch nur darauf spekuliert, nur die Zeit bis in den Späterfrühlung und Frühsommer zu überbrücken, um mildere Wetterbedingungen abzuwarten, da Grippewellen (und COVID19 ist ja ein Grippevirus) dann naturgemäß abflachen]

Es wäre also eher ein Schrecken ohne Ende und da wäre es logisch zu bevorzugen die Bevölkerung angesichts einer beherrschbar erscheinenden Todesrate sich einmal komplett durchinfizieren zu lassen, damit schnell eine Herdenimmunität hergestellt ist und man seine Ruhe vor weiteren Ausbrüchen hat. Natürlich sollen die Risikogruppen besonders geschützt werden. Einmal ist anzumerken, dass letzteres kaum wirklich umsetzbar ist (denn die Risikogruppen bestehen nun eben nicht einfach nur aus Alten und Hinfälligen), ansonsten beginnt hier aber eine andere Schwierigkeit. Wer jetzt schon mit einem Schielen auf die Wirtschaft und die noch in Auswertung befindlichen Todesraten die Einstellung von Gegenmaßnahmen fordert bzw. sie zu Beginn des Shutdowns ablehnte, der agiert auch nicht ganz ehrlich.

Partiell gab es seinerzeit aus China bereits entsprechende Verdachtsmomente über etwaige Spätfolgen einer Corona-Infektion auch bei Leuten mit milden Verläufen. Auf Twitter rauschen mir auch hin und wieder solche Einzelfallberichte durch die Timeline. Gewebezerstörungen in Lunge, Darm und im Fall von China auch im Hodengewebe wurden bei Corona-Patienten festgestellt. Die Berichte sind jetzt nicht so häufig und es waren nur Verdachtsmomente und keine bestätigten Zusammenhänge, dass deshalb eine allgemeine Panik angebracht wäre, aber man darf solche Informationen dennoch nicht unterschätzen. Was hier nämlich präsentiert wurde, war der Verdacht auf organische Begleitschäden, die möglicherweise irreversibel sind. Eine Todesrate von bis zu nur 2% mag man also noch in der Abwägung in Kauf nehmen können, aber wie sieht es mit einer dauerhaften Beeinträchtigung der Lungenfunktion bei einer großen Zahl Corona-Infizierter aus? Im Grunde wird hier also auch nur auf der Annahme operiert, Corona agiere nicht anders als die saisonale Grippe.

Zu diesem Unwissen und damit der Perpetuierung der Unsicherheit und das muss man deutlich kritisch anmerken, hat auch beigetragen, dass seit Beginn der Krise kaum Obduktionen von mutmaßlich an Corona verstorbenen Menschen durchgeführt wurden. Offizielle Logik dahinter: Man wolle Pathologen keiner unnötigen Ansteckungsgefahr aussetzen. Wenn also Kritiker der Regierungsmaßnahmen unken, dass womöglich die Leute vielmehr mit als durch Corona sterben, haben diese Aussagen mehr als nur einen wahren Kern. Vielmehr aber als die reelle Todesursachen und Todeszahlbestimmung fehlt uns durch nicht durchgeführte Autopsien Erkenntnis zum Virus selbst. Wir wissen bzw. wussten nur unzureichend wie es im Körper wirkt, wie es tötet und welche Begleitschäden es im Körper sonst noch anrichten kann. Wie bereits beschrieben eben eine Information, die auch für Menschen von größter Relevanz wäre, die selbst nicht zu einer Risikogruppe gehören aber möglicherweise von der Infektion dann ein geschwächtes Herz oder eine leistungsverminderte Lunge davon tragen können.

Ich denke – und das ist nur meine Meinung – dass man sowohl im Hinblick auf die seinerzeit ungeklärte Mortalität als auch die nach wie vor noch nicht völlig klare körperliche Schädigung durch den Virus eher fahrlässig gewesen wäre zu erklären es bestünde keine Sorge und es wäre eine schnelle Ansteckung der Bevölkerung für eine umfassende Herdenimmunität sinnvoll und wünschenswert. Denn das es sich bei der Virusinfektion um eine harmlose Sache handelt, konnte man als die Entscheidung erstmals anstand keineswegs seriös treffen. Erst jetzt gewinnen wir überhaupt die Datenlage um die Dinge bewusster bewerten zu können. Siehe hierzu: Covid-19-Tote: Was Obduktionen über das Virus verraten

Dass die Regierung angesichts der vorgetragenen Unsicherheitsmomente also erst einmal auf Sicherheit gespielt hat, kann man ihr nicht vorwerfen. Was man ihr aber inzwischen durchaus zum Vorwurf machen kann, sind das Fehlen einer umfassenden Evaluation und eines Plans oder sollte letzterer doch vorhanden sein, dass Fehlen einer transparenten Kommunikation.

Geschichtsschreibung und Propaganda – Die Getriebenen des ÖR

Im ÖR erschien mit dem Film „Die Getriebenen“ ein Zeitdokument, von dem noch unklar ist, ob es Grundlage neuerer Geschichtsschreibung oder Zeugnis aktueller Zeitgeistpathologie sein wird. Ein Twitter-Faden.

Im ÖR erschien mit dem Film „Die Getriebenen“ ein Zeitdokument, von dem noch unklar ist, ob es Grundlage neuerer Geschichtsschreibung oder Zeugnis aktueller Zeitgeistpathologie sein wird. Ein Twitter-Faden.

Im Öffentlich-Rechtlichen erschien dieser Tage die Propaganda-Schmonzette „Die Getriebenen“, die als filmische Umsetzung des gleichnamigen Buches die Ereignisse der Flüchtlingskrise von 2014/15 nachzeichnen will, kulminierend in Merkels „Grenzöffnung“, die einen bis heute andauernden Strom an sogenannten Flüchtlingen, in Wahrheit waren und sind es Migranten, nach Europa primär in Gang gesetzt hat. Bestand sicher in den genannten Jahren bereits ein deutlicher Druck auf Europas Grenzen hat die Grenzöffnung daraus einen systemischen Automatismus gemacht, in dem die Frage der Grenzsicherung, von Zugangs oder Bleiberechten nach wie vor keine Rolle mehr spielt, sondern nur noch Fragen der administrativen Verteilung der hereinströmenden Menschen.

Im Buch des Journalisten Robin Alexander, der den Entscheidungsprozessen nachzuspüren versuchte, erscheinen die politischen Akteure eben titelgebend primär als Getriebene, die der auf sie hereinströmenden Situation nicht im Sinne von Staaten- und Flusslenkern gewachsen sind, sondern primär versuchen innerhalb des Stromes auf Sicht zu fahren und über Wasser zu bleiben. Die Grenzöffnung wird als ein an den politischen Spätfolgen bewerteter problematischer Akt aufgefasst, der sich als Notwendigkeit aus der eklatanten Entscheidungs- und Handlungsschwäche der Regierung jener Wochen ergibt. Man will zunächst eine grundlegende Entscheidung vermeiden, weil man sich nicht dem dann unvermeidlichen Urteil einer sensiblen Öffentlichkeit aussetzen will und gerät so letztlich in eine Situation, die dann zu einer schlechtestmöglichen Entscheidung nötigt, die im Nachgang zu einer humanitären Kraftanstrengung umstilisiert wird. Alexanders Buch spart hierbei sicher nicht mit Dramatik auch nah an den Personen, behält aber stets einen den Vorgängen angemessenen kritischen Grundtenor.

Es ist so wenig verwunderlich, dass das Buch ein Bestseller wurde wie die Tatsache, dass es trotz offenkundigen Interesses der Bevölkerung und Potenzials für eine Grundsatzdebatte, medial relativ schnell beiseite gelegt wurde. Tichys Einblick berichtete. Im Grunde handelt es sich hier also schon um einen Versuch einer frühen Geschichtserzählung natürlich ausgeglichen durch die vorangegangene Heiligung von Merkels irrlichternder Entscheidung im Narrativ der sogenannten „Willkommenskultur“ der deutschen Medien.

Der Öffentlich-Rechte Rundfunk versuchte bereits im Vergangenen Jahr dieser Kritik in Buchform mit einer eigenen oder vielmehr regierungseigenen Version der Ereignisse zu begegnen. Mit „Stunden der Entscheidung“ wurde hierbei Merkel als logisch kalkulierende aber auch humanitär handelnde Pragmatikerin gezeichnet, die letztlich zwar nicht die Situation aber dennoch das Heft des Handelns in der Hand behält. Die Grenzöffnung wird zu einer bewussten Entscheidung und Merkel selbst zur Märtyrerin, die diese auf sich nehmen muss, um das Richtige zu tun. Alexander Wallasch bemerkte damals in seinem Verriss für Tichy treffend, dass hier an einer Ikonographie gearbeitet wurde:

„Sagen wir es gleich vorab, damit in den folgen Zeilen keinen Moment lang Missverständnisse aufkommen: Nein, hier wird keine Verfilmung von Robin Alexanders „Die Getriebenen“ gezeigt, hier läuft eine öffentlich-rechtliche Auftragsarbeit mit einem wesentlichen Ziel: der Ausmalung des Heiligenscheins der Angela Merkel als bodenständige und Fischbrötchen essende Kanzlerin, die in ihrer gepanzerten Audi-Limousine unermüdlich durchs Land fährt und an nichts anderes denken kann als an die Geschicke der Deutschen und weit darüber hinaus – so weit, wie ihre humanitären Großschwingen nur reichen. Eine Gottgleiche. Eine, die beispielsweise erst willens ist, ins ihr angereichte Brötchen zu beißen, wenn sie sich vergewissert hat, das ihr Mitfahrer auch was zwischen die Rippen bekommt. Das alles erzählt diese ZDF-Doku-Fiktion in Tatort-Länge.“

Und Beides führt uns nun zum neuesten Machwerk öffentlich-rechtlicher Zelluloid-Schmieden: „Die Getriebenen“ als Film. Gestern lief dieses Machwerk über die Mattscheiben deutscher Wohnzimmer, zumindest dort wo die Menschen neben seichter Fernsehunterhaltung eben sowieso schon am Tropf der Regierungs- und Mediennarrative hängen und neben schnitzlerischer Nachrichtenpropaganda nun auch Agitprop-Dramen serviert bekommen, die die Bemerkung zulassen, dass das alte DEFA und UFA Handwerk noch lebendig ist. Nach geschmacklosen wie auch handwerklich miserablen Produktionen wie dem erwähnten „Stunden der Entscheidung“ oder „Aufbruch ins Ungewisse“ (Kritik von Martin Lichtmesz auf der Sezession, sowie Filmkritik des Schattermachers sind verlinkt) soll nun dieses neue Drama die Merkel-Ikonographie erweitern und bedient sich daher der Rahmenhandlung als auch dem guten Namen des Buches von Robin Alexander.

Und dabei bleibt es auch, denn stilistisch und vom Ton orientiert es sich deutlich eher am oben genannten Film und stellt die eher vernichtend ausfallende Kritik Alexanders an der Handlungsunfähigkeit der Regierung zurück, um wiederum nah an der Person Merkels und anderer zentraler Politiker die Geschichte als eine unverschuldete Situation zu zeichnen, in der Merkel das Heft des Handelns in der Hand behält und unter großem Druck eine pragmatische und humanitäre Entscheidung herbeiführen muss, während sie umgeben ist von zaudernden Feiglingen und Taktierern und zugleich in schwarzen Farben gemalte Populisten nur auf ihre Chance warten.

Der Film sympathisiert klar mit seiner Hauptdarstellerin und das Schlimmste dürfte wohl sein, dass die Macher dieses Propagandawerk möglicherweise sogar selbst als ambivalente, kritische Darstellung begreifen. Ich bin schon gespannt, wie der Film im alternativen Bereich aufgefasst wird und wie der Autor des Buches ihn finden wird. Ich wollte den jetzt länger gewordenen Artikel eigentlich nutzen, um einen empfehlenswerten Twitter-Faden des Users Bartzissey (Folge-Empfehlung von meiner Seite) vorzustellen, der den ÖR-Film gestern schaute und für uns Live auf Twitter seine ungefilterten Eindrücke festhielt. Hinweis: Es ist von oben nach unten zu lesen.

Wer selbst einen Blick auf diese gebührenfinanzierte dramatisch inszenierte Geschichtsinterpretation werfen will, kann den Film noch bis zum 15.07.2020 in der Mediathek der ARD abrufen.

Anmerkung zu Corona I: Die Unterschiede sind relevant

Eine Anmerkung zu Corona und dem Argument der Vergleichbarkeit von Corona-Virus und Grippe-Virus.

Eine Anmerkung zu Corona und dem Argument der Vergleichbarkeit von Corona-Virus und Grippe-Virus.

An anderer Stelle wurde und wird nach wie vor viel über Corona geschrieben, ich will mich zu dem Thema auch gar nicht detailliert weiter einlassen, außer um meine Position klar zu machen, ich die Sache durchaus für ein Ding halte und mich entsprechend an Kontermaßnahmen im Privaten beteilige, mich aber nicht in übermäßiger Panik befinde. Viel eher sehe ich, darauf deuten die Informationen, die man der Berichterstattung entnehmen kann hin, eben das Problem primär für bestimmte Risikogruppen und zu meiner Familie gehören etliche ältere Leute, auch mit lungenspezifischen Vorerkrankungen. Das verbietet mir daher COVID19 auf die leichte Schulter zu nehmen.

Ich bin kein Arzt und kein Biologe entsprechend kann ich nur von dem beurteilen, was mich persönlich erreicht und will diese Anmerkung daher auch auf eine gern aufgebrachte aber meiner Meinung nach nicht ganz zu Ende gedachten Bemerkung bezüglich des Corona-Virus beschränken. Einberechnet ist, dass die Datenlage im Moment fragwürdig ist, sei es weil wir ein Problem mit den Tests selbst haben, der Frage danach wie getestet wird und welche Toten man dann als Corona-Tote (Tote durch vs. Tote mit Corona) ausweist. Auch wenn ich hier eher dem Gros der Experten zuneige, so besteht aus der Natur der Sachlage und den unsicheren „Erkenntnissen“, die wir nur haben, keine Veranlassung fachliche und sachliche Kritiker entweder Corona-Maßnahmen oder der Corona-Einschätzung als Verschwörungstheoretiker oder FakeNews-Verbreiter hinzustellen. Diese Veranlassung besteht umso weniger, da die Medien, die dies im Moment tun, selbst noch vor zwei Monaten ebenfalls von Verschwörungstheorien, FakeNews und Panikmache ging, als bereits andere Stellen vor Corona warnten.

Nun also zum eigentlichen Thema.

Zu den zentralen Argumenen der Leute, die Corona für eine übliche Krankheit halten, bei der die Panik und die staatlichen Maßnahmen sowieso völlig überzogen sind, gehört es zu sagen, dass Corona-Viren natürlich lange bekannt sei, dies jetzt nur eine weitere von vielen Mutationen sei und das Ganze kaum gefährlicher sei als die Grippe. Im Grunde also sei COVID19 ähnlich zu betrachten wie die Grippe und da geraten die Leute ja auch nicht wegen der paar tausend Toten pro Jahr aus der Fassung.

Die Anmerkung, die ich dazu machen will, ist jedoch der Hinweis darauf, dass nicht so sehr das entscheidend ist, worin sich diese Virenstämme ähneln oder gleich sind, sondern worin sie sich unterscheiden und das ist ein Problem der Verhältnisse.

Wenn wir nämlich der Einfachheit halber annehmen, dass COVID19 am Ende eine vergleichbare Mortalitätsrate wie SARS oder die Grippe haben wird oder sogar leicht niedriger anzusetzen wäre, klingt das erst einmal wie ein relativierendes Element. Sprechen wir mal als Beispiel von einer Tödlichkeit von 1% bis 2% aller Infizierten. Klingt auf den ersten Blick nicht wild, wenn man sich vorstellt, dass nur 2 von 100 Infizierten sterben, da ist die Chance für den einzelnen relativ gering getroffen zu werden. Allerdings sind in den restlichen 98 Fällen auch wiederum alle anderen möglichen Verläufe enthalten. Von Symptomlosen und milden Verläufen über mittelschwere bis eben diejenigen, die eine starke ärztliche Betreuung brauchen und nur dank Beatmung dem Tod von der Schippe springen. Nun gibt hier aber auch der große Grad eben an milden oder symptomlosen Verläufen Grund zur Hoffnung, zumindest wenn man nicht zu einer Risikogruppe gehört, deren geschwächter Körper durch Alter oder Vorerkrankungen eben anfällig ist für schwere Verläufe oder den Tod. Hier nähern wir uns aber schon den Problem, wenn ein gewisser Teil der Fälle dem Tod nur durch intensivmedizinische Behandlung entgehen kann, dann ist die geringe Mortalität schon von der Qualität des eigenen Gesundheitssystems abhängig und das ist nicht überall wie in Deutschland. Deutschland mag seine Probleme haben, auch durch gewisse Sparrunden und Privatisierungen der letzten Jahre, aber medizinisch gehören wir dennoch weltweit gesehen zu einer Insel der Seligen. Höhere Todesfallzahlen andernorts können deshalb schon daher rühren, dass viele, die mit ausreichender Versorgung überleben würden, dort eben wegen der Unterversorgung zu Todesfällen in der Statistik werden. Die Todesursache ist jedoch dennoch das Virus, abweichende Statistiken sind also kein zwingenden Indikatoren für Manipulationen oder Hoaxe.

Nichtdestotrotz ist unser medizinischer Apparat nicht krisenresistent genauso wenig wie es die Breite der Gesellschaft ist. Vorräte sind mangelhaft, veraltet oder eben zahlenmäßig begrenzt und hier kommen wir zum Pferdefuß der Betrachtung relationaler Werte, wie eben einer Mortaliät in Prozent. Diese steht nämlich immer in Beziehung zur Fallzahl. Die Relation mag sich nicht verändern, die Menge der Toten in absoluten Zahlen sehr wohl und gleiches gilt natürlich auch für Fälle, die einer intensivmedizinischen Betreuung bedürfen.

Am Ende entscheidet ganz wesentlich neben der Genesungsdauer die Gesamtzahl der Infizierten über den Verlauf einer Krankheitswelle. Fallen viele Infizierte in kurzer Zeit an, fallen statistisch gesehen in derselben Zeit eben auch mehr Intensivfälle an, doch sind die Behandlungskapazitäten Deutschlands eben begrenzt, zeitlich, räumlich, zweckgebunden. Das heißt je nachdem wie lange ein Patient einer Behandlung bedarf ist ein Platz belegt. Die Plätze liegen nicht virtuell überall abrufbar vor, sondern sind freilich ortsgebunden. Man kann nicht eben Intensivpatienten aus Köln nach München schaffen, wenn in Köln die Kliniken überlaufen und natürlich verlangen nicht nur Corona-Patienten nach einer intensivmedizinischen Betreuung sondern eine ganze Reihe weiterer Patienten mit anderen Krankheitsbildern ebenso. Das heißt die Fallzahlen können hier allein schon darüber entscheiden, ob die Mortalität, dort wo sie an Behandlung geknüpft ist, sogar ansteigen könnte.

Der viel allgemeinere Betrachtungszusammenhang ist jedoch schon ausreichend. Wenn also bei festen relationalen Werten („nicht tödlicher als die Grippe“) eben wie in unserem Beispiel nur zw. 1 oder 2 von 100 Infizierten statistisch sterben, kann die Infektionsrate einen Unterschied zwischen 8.000 Toten (8 Millionen Infizierte) oder 800.000 (80 Millionen Infizierte) Toten ausmachen. Zynisch gesprochen: Da wird es dann langsam eng auf deutschen Friedhöfen selbst mit Urnen. Da kann sich die Relativierung relativ schnell, relativ stark relativieren.

Um nun den Bogen zurück zum Thema der Anmerkung zu schlagen: Es sind hier also nun die Unterschiede zu betrachten. Was unterscheidet COVID19 nachdem, was wir bereits wissen, von der Grippe? Wir haben eine lange infektiöse Inkubationszeit ohne Symptome, häufig milde bis gar nicht auffällige Verläufe, in denen man natürlich auch weiterhin ansteckend ist und eine relativ lange Genesungszeit. Über die Lebensfähigkeit der Viren auf Oberflächen gibt es inzwischen sich widersprechende Angaben, viele Berichte sprachen aber immerhin von mehreren Tagen an Stellen, die nicht direkt dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Zusammen mit einem Fehlen von Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel auch nach Wochen bildet sich hier eine perfekte Übertragungsumgebung.

Die Grippe inkubiert im Vergleich relativ schnell mit deutlichen Symptomen. Wir können einen Kranken daher fix erkennen, meiden oder isolieren (ein Grund warum auch Ebola trotz der größeren Mortalität eine beherrschbarere Seuche wäre) bzw. dieser sich selbst. Die allgemeine Einsicht der Bevölkerung in eine sicht- und wahrnehmbare Krankheit und zu deren Eindämmung notwendiger Maßnahmen ist daher auch größer. Vielfach wissen die Leute bei Corona nicht, dass sie krank sind, schließen von einem weithin milden oder symptomlosen Verlauf auf eine allgemeine Harmlosigkeit oder verstehen die Schwere der Eingriffe in ihre persönliche Freiheit nicht, weil es ihnen ja gut gehe.
Die feststellbare Folge all dieser Dinge ist, dass COVID19 sich gerade durch seine Unscheinbarkeit schnell vermehren und ausbreiten kann und Symptome, wenn sie auftreten, dies häufig erst dann tun, wenn alles zu spät ist.
Darüber hinaus gibt es anders als bei den Formen der Grippen, mit denen wir es normalerweise zu tun haben keine Impfung und selbst tortz der allgemeinen Impflethargie der deutschen Bevölkerung bremst dennoch selbst eine relativ niedrige Impfquote von 30 bis 50% der Bevölkerung doch eine Ausbreitung maßgeblich, weil der Virus deutlicher weniger Wirte findet, über die er streuen kann. Für COVID19 – auch hier wieder ein Unterschied – gibt es das so wenig wie eben eine Herdenimmunität, die erst durch eine massive Durchinfizierung der Bevölkerung zu erreichen ist und nicht vor der aktuellen Krise sondern nur vor zukünftigen Wellen schützen kann, logischerweise. Tote sind hier also für diese handstreichartige Lösung immer einkalkuliert.

Das heißt durch diese Unterschiede, ergriffe man keine Maßnahmen, müsste man anders als bei der Grippe mit einer sehr weitflächtigen Durchinfizierung der Bevölkerung rechnen, also einer großen Infiziertenzahl und dann brauch der Corona-Virus gar nicht tödlicher sein als die Grippe, um weitaus mehr Menschenleben zu fordern.

Ob die derzeitigen staatlichen Maßnahmen tauglich oder angemessen sind, ob Tote in Kauf genommen werden müssen, um andere Schäden zu begrenzen, dass steht wiederum auf einem anderen Blatt.